Die Farbe des „klarsten blauen Himmelsäthers“ am Beginn wandelt sich nun nach Wagners Aussage im Verlauf des Vorspiels. Verfolgen wir diese durch Instrumentationsveränderungen vorgenommenen Farbwandlungen an Hand der Partitur. Zur Erleichterung lassen wir uns den formalen Aufbau des Vorspiels von einem Wissenschaftler zunächst erläutern:
Das Lohengrin-Vorspiel besteht im wesentlichen aus einer Aneinanderreihung von sieben Achttaktern, genauer gesagt: von vier Hauptperioden, die verschiedene Versionen des Grals-Motivs erklingen lassen, und drei z. T. nichtthematischen Nebenperioden, die zwischen den Hauptperioden harmonisch zu vermitteln scheinen. Hinzu kommen die viertaktige Einleitung, der achttaktige Schlußteil und der an die letzte Version des Grals-Motivs anschließende zehntaktige Abgesang. Erst in der vierten Version wird das Gralsmotiv leicht verändert und in seinen Elementen umgestellt.14
4.2 Ein neues Theater
Wagner übte bisweilen scharfe Kritik an der bestehenden Kunstform der Oper. Er wollte das musikalische Theater von Grund auf reformieren. Inwiefern seine Zeitgenossen diese Neuerungen registrierten, ergibt sich aus einer Rezension, die der Musikjournalist Freiherr von Biedenfeld in der Zeitschrift Europa. Chronik der gebildeten Welt veröffentlichte. In der Ausgabe vom 19. Oktober 1850 berichtete er in seinem Leitartikel über die Uraufführung des Lohengrin. Dort heißt es unter anderem über das Neuartige in Wagners Oper:
Keine der üblichen Gesangsformen in Arien, Duetten Terzetten etc., ununterbrochen reich instrumentiertes Recitativ, stellenweise zum Arioso sich steigernd, mit großer Chorespracht und gleichsam |