2. Lohengrin, der moderne Künstler
Wir befinden uns nunmehr im Herbst 1849. Wagner lebt als Flüchtling in Zürich, ohne Stellung und festes Einkommen, ohne die alten Freunde und seine Bücher, zunehmend von seiner Frau entfremdet. Er reflektiert über sich, seine Kunst und seine Rolle als Künstler. Diese Gedanken, die ihn – nach Hanslicks Aussage – schon seit längerem beschäftigen, bringt er in umfangreichen Aufsätzen und Büchern bis 1852 zu Papier. Sie tragen Titel wie Die Kunst und die Revolution, Das Künstlertum der Zukunft, Das Kunstwerk der Zukunft, Oper und Drama und Eine Mittheilung an meine Freunde. Ihr Umfang beträgt mehr als 650 Seiten4
Aber nicht nur in seinen theoretischen Schriften erörtert er weltanschauliche Probleme; auch in seinen Opern selbst bringt Wagner sein Denken zum Ausdruck. Eine politische Dimension haben wir im Lohengrin schon kennengelernt. Im folgenden stellen wir diesem politischen Gehalt einen anderen gegenüber: die Selbstinterpretation des Künstlers Wagner. Um einen Einblick in diesen Gehalt zu gewinnen, bringen wir Wagners Schriften und seine Musik miteinander in Kontakt.
Überlegen Sie zunächst unabhängig von Wagner, welchen Menschen Sie als einen Künstler bezeichnen würden: Was unterscheidet ihn von anderen Menschen? Nennen Sie typische Eigenschaften dieses Künstlers.
2.1 Das Vorspiel
Schon das instrumentale Vorspiel zum Lohengrin vermittelt eine Ahnung davon, wie Wagner sich als Künstler sieht. Hören Sie dieses Vorspiel und geben Sie Ihre Eindrücke wieder.
Hörbeispiel 2: Vorspiel (8' 32'')
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