- 104 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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(wie regelmäßiges Metrum, rhythmische Strukturen, Grundtongefühl etc.) bilden kann.


In einem seit einigen Jahren in Freiburg durchgeführten Forschungsprojekt Kindliche Lernwelt Musik geht es darum, musikalisches Lernen von Kleinkindern (0.5 bis 3 Jahre) auf der Basis neurobiologischer Erkenntnisse anzubahnen und in Entstehung und Verlauf zu beobachten.2

2 Zum Aufbau und Ablauf des Forschungsprojekts siehe Gruhn 2000a (i. Dr.).

Auf der Grundlage eigener lernpsychologischer und neurobiologischer Untersuchungen und unter Verwendung lerntheoretischer Erkenntnisse Gordons (1990) begann 1996 eine Freiburger Arbeitsgruppe mit dem Projekt musikalischen Lernens und betreut seitdem Kinder verschiedener Altersgruppen. Zunächst arbeiteten wir mit Kindern im Alter von 3–5 Jahren; heute sind es Kinder im Alter zwischen 5 Monaten und 2 Jahren. Mit dem methodischen Ansatz qualitativer Forschung wird der Entwicklungsprozeß der Kinder beobachtet (kriteriengestützte Beobachtungsbögen; Skalierung der beobachteten Verhaltensweisen, regelmäßige Elternberichte), dokumentiert (Video-Aufzeichnung, Protokoll) und ausgewertet (statistische Analyse der erhobenen Daten). Ergänzt werden die Beobachtungswerte ggf. durch Ergebnisse standardisierter Tests (Audie, Gordon 1989), sofern die Kinder solche Test bereits durchführen können („Audie“ kann ab 3 Jahren eingesetzt werden).


Die Aussagen zum kindlichen und frühkindlichen Lernen stützen sich auf mehrere Untersuchungen, zwei Pilotstudien mit Kindern im Alter von 3 bis 5 bzw. 1 bis 3 Jahren (s. Anhang) sowie der Hauptuntersuchung anhand einer Kindergruppe (n = 9) im Alter von 0.5 bis 1.5 Jahren über einen Zeitraum von 15 Monaten (1998–1999). Ausgewählt wurden die Kinder, deren Eltern sie zur Teilnahme an dem Projekt angemeldet hatten, lediglich nach dem Gesichtspunkt des Alters und der gleichen Verteilung auf beide Geschlechter. Die Kinder kommen einmal die Woche zusammen mit ihren Eltern für Einheiten von ca. 30–40 Minuten in die Musikhochschule, wo sie auf informeller Basis vielfältige musikalische Anregungen erhalten, die zunächst das Hören metrisch und tonal abwechslungsreicher Musik bzw. musikalischer Patterns und Melodien sowie ein vielfältiges Bewegungsrepertoire betreffen. Nach dem Aufbau eines hinreichend entwickelten Hörrepertoires beginnen die Kinder, sich mit ihrer eigenen Stimme zu beteiligen, indem sie Melodien und Rhythmen imitieren, fortführen oder frei erfinden. Auf diese Weise soll eine informelle musikalische Lernumgebung entstehen, in der sich die Kinder musikalisch entwickeln können und wir diese Entwicklung beobachten und lernpsychologisch klassifizieren können. Auf formelle Unterweisung wird in diesem Alter bewußt vollständig verzichtet. Es finden auch keine verbalen Anweisungen oder Erklärungen statt, vielmehr fungieren die Lehrer mit je einem Assistenten als Modell, das Kinder und Eltern beobachten und ggf. imitieren. Grundlage aller Aktivitäten bilden die Ergebnisse der


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