zufolge übersieht die Debatte um die Postmoderne die Beziehung zwischen der
postmodernen Praxis und der hegemonialen (oder populären) politischen Aufstellung
und ignoriert die von Antonio Gramsci und Walter Benjamin wahrgenommene
Tatsache, dass die Macht allmählich in den Bereich des alltäglichen Lebens
eintritt.52
Vgl. Grossberg, L., Putting the Pop Back into Postmodernism, in: Ross, A. (Hrsg.), Universal
Abandon?: The Politics of Postmodernism, Minneapolis: University of Minnesota Press, 1988,
S. 167–190, hier: S. 177.
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Eine Interpretation der populären Kultur im Sinne eines Eindringens der hohen,
machtbezogenen Kultur in die aus marxistischer Sicht politisch ohnmächtige Masse hält
Grossberg für verfehlt. Eine solche Ansicht ignoriert die komplizierte Form der
Vereinigung und der Umwandlung, die als eine spezifische kulturelle Praxisbewegung
zwischen den ökonomischen, gesellschaftlichen Strukturen und den Lebensbereichen
geschehen. Seine These lautet, dass in der Tat die spezifische postmoderne Praxis in der
Form der populären Kultur mächtiger vorhanden ist, indem sich die Strategie der
zeitgenössischen Kultur allmählich der Form der Massenmedien nähert. Er sieht im
Wandel des Terrains von der Kultur zum Alltagsleben eine Möglichkeit, dass
›anything‹ postmodern sein kann, aber die Postmoderne das Populäre nicht
erschöpft.53
Grossberg greift ein von Fredric Jameson genanntes Merkmal der postmodernen
Kultur, »das Schwinden des Affekts« auf: Es handele sich dabei Grossberg zufolge um
den Zusammenbruch der Differenz zwischen Affekt und Bedeutung. Die gegenwärtige
ideologische Struktur scheint ihm die affektiven Erfahrungen nicht beeinflussen zu
können. Die affektiven Momente sind mit der Struktur der Bedeutung und Subjektivität
weniger verbunden, sondern vielmehr autonom. Nach Grossberg wird die Beziehung der
ideologischen Struktur auf unsere affektive Stimmung immer geringer, wie Par
Aufderheide wie folgt geschrieben hat:
This is the generation that inherited the cry, ›I can’t get no satisfaction.‹
And they live its contradictions, grabbing at satisfactions while rejecting the
possibility itself. It’s
a punk ethos, nihilism constructed punishingly with the tools of consumer
passion.54
Die Postmoderne führt nach Grossberg die Realität und die Ideologie auf die Fragen des
Affekts zurück, ob und inwiefern die ideologischen Elemente nicht durch ihre Bedeutungen
bestimmt, sondern in den affektiven Strukturen enthalten sein können. Grossberg sieht dabei
die Möglichkeit zur Verbindung des Affektes mit der Realität ohne die Vermittlung der
Ideologie.55
Als ein markantes Beispiel für seine Theorie führt Grossberg die Musik Bruce
Springsteens an, welche die besondere affektive Struktur und den Widerspruch der
Postmoderne ausdrücklich prägt. Springsteen singt z. B. über den Widerspruch von Traum
und Realität (»The River«), über die Unmöglichkeit der Bedeutung (»Glory Days«,
»Growing up«). Im Rock & Roll wandeln sich die Zeichen der affektiven Widersprüche – so
Grossberg – zu Ausdrücken der affektiven Ermächtigung – Lärm, Gewalt, Zerstörung etc. –
um.56
Den weiteren Aspekt der affektiven Struktur des
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