- 74 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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die dem Spätkapitalismus eigene Logik zerstört. Dadurch wird die traditionelle Trennung zwischen »hoher« Kultur und so genannter Massen- und kommerzieller Kultur aufgehoben. Anstelle der autonomen Kunst treten neue Textsorten, die mit den Formen, Kategorien und Inhalten gerade jener Kulturindustrie durchsetzt sind, die von allen Verfechtern der Moderne (von Leavis und dem amerikanischen New Criticism bis zu Adorno und der Frankfurter Schule) so leidenschaftlich verurteilt wurde.50
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Ebd., S. 46.
Die Auflösung eines autonomen Kulturbereichs bedeutet ihm zufolge keinen Untergang der Kultur, sondern vielmehr eine ungeheure Expansion der Kultur in alle Lebensbereiche. So kommt Jameson zu einer These, dass alles in unserem gesellschaftlichen Leben, vom ökonomischen Wertgesetz und der Staatsgewalt bis zu den individuellen Handlungs- und Verhaltensweisen und sogar bis zur psychischen Struktur, auf neuartige und bislang nicht theoretisierte Weise zu ›Kultur‹ geworden ist.51
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Ebd., S. 93.

In Bezug auf die Theorie Jamesons diskutiert John Beverley, ein englischer Wissenschaftler, Postmoderne Musik aus der linken postmodernen Position heraus. Den Ausgangspunkt seines fragmentarischen Essays »The Ideology of Postmodern Music and Left Politics« (1989) bildet die Kritik an der Ästhetik der Romantik und der Frankfurter Schule: die formalistische und individualistische Kunstkonzeption und die Auffassung der Schönheit als das Erhabene. Beverley setzt der Ästhetik der Moderne die der Postmoderne entgegen, indem er die Ästhetik des Produzenten als modern, die Ästhetik des Konsumenten als postmodern betrachtet. Beverley nennt zwei wichtige Merkmale der gegenwärtigen Kultur, durch welche die Postmoderne gekennzeichnet ist: die Transformation in die Massenkultur und den Zusammenbruch der Trennung zwischen hoher und trivialer Kultur. Anders als die Frankfurter Schule betrachtet Berverley den Verlust der Autonomie der Kunst eher als eine Form der kulturellen Demokratisierung. Seine Perspektive geht daher nicht von Produzenten – Musikern oder Komponisten –, sondern von »Fans« bzw. Konsumenten aus.

Sein ästhetisches Prinzip der Postmoderne geht aus politisch linker Position hervor. So betrachtet Beverley die postmoderne Musik im Hinblick auf die Ideologie, die der Musik unterliegt. Beispiele für die postmoderne Musik sind demnach Punk, Reggae und Bruce Springsteen; denn 1. Punk (Jackson Pollock, Sex Pistols) bezieht sich auf den kulturellen Radikalismus und richtet sich gegen die kulturelle Rationalität der kapitalistischen Gesellschaft. 2. Reggae (Bob Marley) zielt auf »Noise« – eine neue Form der Sprache und der Musik, die wiederum eine neue Form der Gesellschaft impliziert. 3. Die Musik von Bruce Springsteen ist nach Beverley ein markantes Beispiel für das ästhetische Prinzip der linken Postmoderne: »fun«.

Die Legitimation der populären Musik aus linkspolitischer Sicht findet man am deutlichsten bei Lawrence Grossberg. In seiner Schrift »Putting the Pop Back into Postmodernism« (1988) entwickelt Grossberg seine Theorie über die Popmusikforschung in einer Auseinandersetzung mit der postmodernen Debatte. Er hält die Debatte um die Postmoderne für erfolglos, denn – so Grossberg – sie nimmt zwar den Zusammenbruch der Differenz zwischen der hohen- und populären Kultur wahr, weist jedoch einen Mangel an Aufmerksamkeit auf die populäre Kultur auf. Ihm


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