- 29 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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  • die Gemeinschaftsmusik Hanns Eislers. Sie ist ein mit dem Namen »Gebrauchsmusik« belegter Typ, der die Entfremdung von sich aus und real zu durchbrechen trachtet.45
    45
    Ebd.
  • Die moderne Musik Schönbergs wird dabei als die fortschrittlichste dieser Gestaltungsweisen angesehen und bildet somit ein markantes Beispiel für die Autonomie, die von allgemeinverbindlichen, kompositorischen Normen frei ist. Die atonale Musik Schönbergs sei Ergebnis seiner Versuche, autonom gegenüber Einflüssen und Forderungen von außen der »Tendenz des Materials« anzuvertrauen, aufgrund deren sich die Tonalität geschichtsphilosophisch als veraltet und funktionslos erweist. Allein der Kreis um Schönberg wird nach Adorno mithin den gegenwärtigen objektiven Möglichkeiten des musikalischen Materials gerecht.46

    46
    Adorno, T. W., Philosophie der neuen Musik, Gesammelte Schriften 12, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1997, S. 122–123.

    Der Erkenntnischarakter der Musik kommt Adorno zufolge der neuen Musik Schönbergs zu, da seine Musik mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sie zur Realität steht, und die Widersprüche der Welt dadurch spiegelt, dass sie die Widersprüche ihrer eigenen Materie ausprägt.47

    47
    Ebd., S. 119.
    Seine Vorhergehensweise ist zwar innermusikalisch, aber das musikalische Material seiner Musik ist Träger der menschlichen Geschichte und Kultur. Ausdruck und Konstruktion sind in seiner Musik eng miteinander verflochten und bedingen sich gegenseitig. So verzichtet die moderne Musik Schönbergs – so Adorno – auf jene Identität von Gehalt und Erscheinung, in der die traditionelle Idee der Kunst terminiert. Adorno sieht den kritischen Erkenntnischarakter somit in der ästhetischen Form.

    Im Akt der Erkenntnis, den Kunst vollzieht, vertritt ihre Form Kritik am Widerspruch dadurch, daß sie auf die Möglichkeit seiner Versöhnung weist und damit auf das Kontingente, Überwindbare, Nichtabsolute am Widerspruch. Freilich wird damit die Form zugleich auch zu dem Moment, in dem der Akt der Erkenntnis innehält. Als Verwirklichung des Möglichen hat Kunst stets auch die Wirklichkeit des Widerspruchs verleugnet, auf den sie sich bezog. Ihr Erkenntnischarakter wird aber in dem Augenblick radikal, in dem sie sich nicht mehr dabei bescheidet. Das ist die Schwelle der neuen Kunst. [...] Die neue Kunst läßt den Widerspruch stehen und legt das kahle Urgestein ihrer Urteilskategorien – der Form – frei. Sie wirft die Würde des Richters von sich und tritt in den Stand der Klage zurück, die einzig von der Wirklichkeit versöhnt werden kann. Erst im fragmentarischen, seiner selbst entäußerten Werk wird der kritische Gehalt frei.48

    48
    Ebd.

    Die Polarisierung der E- und U-Musik, die das Bewusstsein der ästhetischen Moderne an der Wende vom 18. bis zum 19. Jahrhundert hervorgebracht hat, wird durch die Kritik der Kulturindustrie von der Frankfurter Schule um Adorno als ein Theorem der Dichotomie der E- und U-Musik fixiert. Diese Dichotomie der E- und U-Musik deutet nach Adorno die nicht zu versöhnende Loslösung der E-Musik von der U-Musik an. Diese Dichotomie, die von der Position der sich unter dem Slogan »Autonomie der Kunst« herausgebildeten, ästhetischen Moderne ausgeht, gilt


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