- 85 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
  Erste Seite (0) Vorherige Seite (84)Nächste Seite (86) Letzte Seite (126)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Betonungsrängen ist nach der Methode von Chomsky/Halle nicht einmal für den ähnlichen Typus des deutschen Volks- und Kinderliedes möglich (s. Stoffer 1979, S. 25), was eine Abbildung auf kognitive Vorgänge höchst unwahrscheinlich werden läßt. Empirische Untersuchungen müßten dies allerdings noch unter Beweis stellen.

Ausgereifter ist da schon die im folgenden vorzustellende generative Theorie deutscher Volks- und Kinderlieder von Stoffer, die in der Konkretisierung eines musikalisch-syntaktischen Wissens beim Hörer noch einen Schritt weiter geht als Sundberg/Lindblom.

4.3.2 Eine generative Syntax deutscher Volks- und Kinderlieder

Stoffer (1979) hat wie Sundberg/Lindblom ein Regelsystem entworfen, das eine unendliche Menge (neuer) deutscher Volks- und Kinderlieder erzeugen kann. Es weicht allerdings formal in vieler Hinsicht von dem Modell der Schweden ab, und vor allem vermeidet es Stoffer, voreilig von seiner generativen Syntax auf kognitive Verarbeitungsprozesse zu schließen.

"Das Syntaxmodell ist weder ein Modell der kognitiven Repräsentation noch ein Modell der kognitiven Verarbeitung von Musik; seine Realität ist die der notierten Musik und nicht die der kognitiv repräsentierten Musik; [...]" (Stoffer 1981, S. 289)

Stoffer benutzt die Syntax lediglich als Beschreibungssystem für musikalische Strukturen, auf dessen Grundlage Hypothesen über spezifische Relationen zwischen objektiv gegebener Struktur und mentalen Fähigkeiten gebildet werden. In den sich anschließenden empirischen Überprüfungen der Hypothesen kommt der Syntax eine weitere nützliche Funktion zu:

"[...] Sie ist außerdem ein methodisches Instrument zur Herstellung von Musik als Reizmaterial, das es in objektiver Weise gestattet, strukturell gleichartiges oder systematisch variiertes Reizmaterial zu erzeugen, so daß die strukturelle Vergleichbar-keit des Reizmaterials zwischen Versuchsbedingungen auch bei Darbietung völlig verschiedener Musik gewährleistet ist; [...]" (ebd., S. 282/283)

Anhand der Syntax für deutsche Volks- und Kinderlieder kann Stoffer in seiner Dissertation (1981) durch experimentelle


Erste Seite (0) Vorherige Seite (84)Nächste Seite (86) Letzte Seite (126)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 85 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen