- 69 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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wahrgenommen und mental repräsentiert werden, konnte man mit Hilfe experimenteller Untersuchungen nachweisen, daß sich der Hierarchie-Aspekt tonaler Musik (s. Kap. 2.3.2.2) auch in den kognitiven Repräsentationen wiederfinden läßt. Stoffer (1985c) konnte z.B. durch zwei Klick-Experimente (s. S. 65) bestätigen, daß musikalisch erfahrene Probanden dargebotene Kinderlieder beim Hören in Phrasen gliedern, die dem hierarchischen Aufbau des dazugehörigen Strukturbaumes (s. Abb. 21) entsprechen.
Daß dies, wie beim Sprachverstehen, nicht allein das Ergebnis von bottom-up-Prozessen ist, zeigte das zweite Experiment, welches mit musikalisch unerfahrenen Testpersonen durchgeführt wurde. Es stellte sich heraus, daß die oben abgebildete binäre Struktur für diese Personen eine idealtypische Gliederung für Kinderlieder zu sein schien, da sie sie auch auf Lieder mit anderer Strukturierung übertrugen.
An dieser Stelle wird besonders deutlich, daß auch beim Musikverstehen eine top-down-Komponente angenommen werden muß, die man anhand von musikalischen Schemata erklären könnte. Kandidaten für solche Schemata, die implizites musikalisches Wissen repräsentieren, gibt es viele: Tonsysteme, Stilrichtungen (Klassik, Romantik, etc.) Formtypen (Sonate, Lied, etc.) musikhistorisches Wissen, etc..

Die Organisation musikalischer Schemata hat Stoffer (1985a, S. 165) hypothetisch in folgendem Modell dargestellt:


Abb. 22: Hypothetische Struktur der kognitiven Schemata zur Repräsentation musikalischen Wissens (Ausschnitt)


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