Für den Geist, also die Gesamtheit der Strukturen und Prozesse, ergibt sich weiterhin die Frage, ob er ein ungegliedertes und unteilbares Ganzes ist, oder ob er aus einem Komplex selbständiger, funktionsspezifischer Subsysteme - sogenannten Modulen - besteht, die allerdings für komplexe Verhaltensformen wechselseitig miteinander in Beziehung treten können.
Das prozedurale Wissen ist allgemein noch am wenigsten erforscht. Bezüglich des musikalischen Wissens wäre es nun ebenfalls von Interesse, wie seine Organisation aussieht. Bildet es wie das sprachliche Wissen ein autonomes System oder ist es abhängig von verschiedenen, nicht musikspezifischen Strukturen und Prozessen, die möglicherweise sogar aus dem sprachlichen Wissensbereich stammen? Auf diese Frage wird in den folgenden Kapiteln zurückzukommen sein.3.2.2.2 Universalien Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt in der Kognitionswissenschaft sind die Universalien. Der Begriff ist schon in anderem - rein strukturellem - Zusammenhang angeklungen (Kap. 2.2, s. Abb.4, S.15) und steht hier für die Annahme, daß viele mentale Repräsentationen interindividuellen, unveränderlichen und angeborenen Organisationsprinzipien unterliegen. Man kann sich das so vorstellen, daß eine Universalie eine genotypisch angelegte Matrix von wählbaren Organisationsmöglichkeiten ist, die dann im Verlauf der erfahrungsbedingten Entwicklung des mentalen Systems durch Festlegung der Variablen eine spezifische, phänotypische Ausprägung erfährt. |