- 98 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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prüfen, und man ist imstande, Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten, die für eine gute Schallisolation im Bauwesen erforderlich sind, näher zu erforschen und damit der Bautechnik wichtige Dienste zu leisten.


Eine Vorbedingung dafür, daß ein naturwissenschaftliches Gebiet sich rasch entwickelt, ist gegeben, wenn man von dem Stadium des reinen Probierens loskommt und an seine Stelle quantitative Versuche setzen kann; das bedeutet aber, daß man gute Meßmethoden besitzt. Diese Voraussetzung für die Akustik war zu der Zeit erfüllt, als die Verstärkerröhre erfunden wurde. Die Verstärkerröhre ermöglichte es erst, die außerordentlich schwachen und sonst gar nicht meßbaren Schallenergien in geeigneter Weise anzuzeigen; man kann heute ohne Übertreibung sagen, daß es kaum eine Untersuchung auf irgendeinem akustischen Gebiet gibt, bei der nicht die Verstärkerröhre benutzt wird. In der akustischen Meßtechnik tritt uns das gleiche entgegen wie in den technisch akustischen Vorrichtungen selbst; ohne Verstärkerröhre wären ja Rundfunk-, Grammophon- und Tonfilmtechnik ausgeschlossen.


Will man sich mit den technischen Grundlagen der mechanischen Musikwiedergabe befassen, so muß man als erstes die Frage nach der Natur des Schalles und nach der physikalischen Struktur der Musik beantworten. Schall wird durch die elastischen Schwingungen eines schwingungsfähigen Körpers erzeugt. Es ist dabei gleichgültig, ob wir einen festen oder gasförmigen Körper vor uns haben. Beispiele für die erste Art sind die Schwingungen einer Saite wie in den Streichinstrumenten und in dem Klavier oder die Schwingungen einer Membran (Trommel, Pauke). Beispiele für die Schallerzeugung eines gasförmigen Körpers sind die Orgelpfeife und Holz- oder Blechblasinstrumente. Der Schall, der durch solche Musikinstrumente erzeugt wird, hat jedoch schon einen komplizierten Aufbau; wir bezeichnen physikalisch einen solchen Schall als “Klang”. Die einfachste Schallform, die freilich in Natur und Kunst kaum vorkommt, ist der “reine Ton”, wie er z.B. mit einer Stimmgabel oder mit bestimmten elektroakustischen Geräten hergestellt werden kann. Ein Ton ist eine sinusförmige Schwingung, das heißt die Bewegung der Zinken der Stimmgabel und damit der Luftteilchen bei der Ausbreitung des Schalles erfolgt in Abhängigkeit von der Zeit in Form einer Sinusfunktion. Mathematisch ausgedrückt heißt dies, daß die Bewegung der Luftteilchen nach der


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