- 94 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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klein ist, daß in näherer oder fernerer Zukunft eine Einheitskultur gezeitigt werden wird, analog der assyrischen, mexikanischen oder mittelalterlich-katholischen, so ist hiermit auch gesagt, daß eine Einheitskunst voraussichtlich gleichfalls nicht kommen wird. Werke und Darbietungen, die überall und von allen als Ausdruck ihrer eigenen Innenwelt erlebt werden, wird es nicht geben, sondern Sprechchöre, Sendespiele und Filme sowjetistischen, katholischen, großindustriellen oder sozialistischen Charakters oder welche sonstigen Gruppengebilde und Weltanschauungen auch immer die Zukunft entstehen und den Platz hingesunkener heutiger einnehmen sehen wird.


Doch sind wir mit dieser Betrachtung bis hart an die Grenze des Erlaubten gelangt; noch ein Schritt weiter, und wir befinden uns im Reiche der Wertungen und des Appells an den Willen, ihnen entsprechend an der Gestaltung der Welt mitzuwirken. Jene Grenze überschreiten, das würde nun aber zugleich bedeuten, unserer Arbeit zum Schluß eine ganz andere Form geben und sie ihres rein musiksoziologischen Charakters entkleiden. Das aber soll nicht geschehen. Auf Wertung und Propaganda, wozu andernorts reichlich Gelegenheit besteht, sei dementsprechend verzichtet und in der soziologischen Herauspräparierung der Zusammenhänge von Musik und Gesellschaft im allgemeinen und in Hinsicht auf unsere Zeit und auf die Zukunft insbesondere ein Genügen gefunden.


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