- 64 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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In solchem Zusammenhange ist aber in diesem unserm ersten einleitenden Teile noch eine andere Erinnerung einzuschalten. Sie ergibt sich allerdings folgerichtig aus dem soeben ganz generell Gesagten: Auch die Geschichte der Musik spielt sich nicht im luftleeren Raume ab. Sie ist vielmehr von der Mitwirkung zahlreicher außermusikalischer Elemente abhängig. Unter ihnen kommt aber eines nicht zuletzt in Betracht. Es ist der nämliche Faktor, der auch für die Gestaltung der übrigen Künste entscheidende Bedeutung hat. Wir meinen die Gesellschaft, die Art also, wie die Menschen in größeren und kleineren Gruppen miteinander leben, in Familien, Staaten, Kirchen, Sekten, Ständen, Klassen, Wirtschaftsverbänden usw.


Wir berühren hiermit etwas Entscheidendes. Auf daß Kunst werde, muß zum mindesten zweierlei schon vorhanden sein: Einmal eine Gruppe, wenn auch noch so locker miteinander verbundener Menschen, zum anderen aber eine Weltanschauung. Sie besonders stellt das Mittel dar, durch das die Einzelnen zusammengehalten werden. Die Kunst ist nicht das unwesentlichste Symbol solcher Verbundenheit. Beim Vernehmen ihrer Klänge und beim Erblicken ihrer Linien und Flächen wird eine ganze Anzahl von Assoziationen wachgerufen, nämlich alle jene Empfindungen magischer, religiöser, volkhafter, patriotischer oder sonstiger Herkunft, die man mit den Gruppengliedern gemeinsam hat. Das gilt wie von den übrigen Künsten, so auch von der Musik. Ja, von ihr ganz besonders. Das lehrt schon ein Blick auf ihre Anfänge und auf ihre weitere Geschichte. Ihr müssen wir uns nun einen Moment zuwenden. Das liegt uns aus dem Grunde ob, weil wir ja, wie vorher schon gesagt, nur auf diese Weise erfahren können, an welchem Punkte innerhalb ihres Ganges wir angelangt sind. Gleichzeitig wird uns auch die Gesellschaftsbedingtheit ihrer Formen und Stilgattungen klar vor Augen treten.


II


Bei vollem Bewußtsein der Tatsache, daß hierbei auch noch eine ganze Anzahl anderer Faktoren wirksam ist, betrachten wir nun in diesem unserem zweiten Hauptteil aus der Fülle musiksoziologischer Beziehungen die musikhistorischen Reihen, die unmittelbar bis in die Gegenwart hineinragen und deren Kenntnis zum Verständnis


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