- 426 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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entgegengesetzten Tendenzen bemerkbar machen werden: nämlich die einer Abspaltung des Theaters vom Tonfilm oder vom stummen Film und vor allem eines Musizierens gänzlich anderer Art als des jetzt üblichen. Das ist aber in Wirklichkeit kein Widerspruch, sondern nur die andere Seite des sich dialektisch abspielenden Entwicklungsvorganges.


V


Mit der Anhäufung von Machtmitteln an einzelnen Stellen gewinnt das Problem der Organisation eine immer größere Bedeutung. Weniger, soweit es sich um den Aufbau zweckmäßig konstruierter Gebilde handelt, deren Funktion nach außen hin als geschäftlicher Erfolg gesichert ist. In der Mechanik eines solchen Geschehens sind genug Personen geschult, um sie bewältigen zu können. Entscheidend aber wird die Aufgabe, derartigen umfassend mächtigen Organisationsgebilden eine geistige Zielsetzung zu geben, auch dort, wo diese sich, was häufig genug der Fall sein dürfte, nicht mit der geschäftlichen deckt. Die neu entstehenden Organisationsformen schaffen zugleich ein anderes, großzügigeres, aber zugleich weit gefährlicheres System der Abhängigkeiten als das bisher bestehende. Man braucht nur an die Entwicklung von Film und Tonfilm zu denken, um darüber Klarheit zu gewinnen. Besonders beim stummen Film hat es sich ja deutlich genug gezeigt, daß letzten Endes die Bestimmung über den Gesamtcharakter der Produktion einzelnen kaufmännisch orientierten Personen zufällt, die meistenteils von der kulturellen Tragweite ihrer auf die Massen der Welt losgelassenen Bildwerke keine Ahnung haben oder haben wollen.


Das Problem der Organisation, das sich hier, wie bei allen technisierten Kunstzweigen, mit aller Dringlichkeit ergibt, heißt: Wie schafft man ein System, das mit einiger Wahrscheinlichkeit denjenigen Persönlichkeiten die ungeheuren Machtmittel in die Hand gibt, die dazu durch ihren auf die Kulturvorgänge gerichteten Weitblick oder künstlerische Befähigung besonders geeignet sind? Wie baut man ferner ein solches Gebilde derart auf, daß es selbständig lebensfähig ist, dabei aber einer sinnvoll angeordneten Kontrolle unterliegt?


Auf die dabei sich ergebenden Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht möglich, wohl aber mag gesagt sein, daß die Zukunft der


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