- 419 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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hervorgebrachten Klangfarben, Klangstärken und Klangdifferenzierungen sind bekanntlich nur ein kleiner Teil der physikalisch möglichen. Die elektrische Musikerzeugung, eine Art Synthese des Klanges, wird darüber weit hinausführen. Erst dadurch wird sich das gesamte Gebiet aller Klänge und Geräusche als zugänglich erweisen. Vor allem aber ist sehr wohl denkbar, daß die heute dem Menschen zufallende Technik der Klangerzeugung von Apparaten übernommen wird, und zwar nicht wie bei einem Pianola, dessen Spieltechnik notgedrungen starr ist und sich dem menschlichen Willen nicht gefügig zeigt, sondern ähnlich wie bei dem Thereminapparat, jener rasch berühmt gewordenen und gegenwärtig etwas in den Hintergrund getretenen “Musik aus der Luft”, die auf eine überaus einfache Weise und ohne die Verwendung mechanischer Mittel die Hervorbringung von Klängen gestattet und dabei ihrem Prinzip nach (die praktische Verwirklichung bleibt allerdings sehr weit dahinter zurück) gerade dem subjektiven Ausdruckswillen ein Höchstmaß von Freiheit zubilligt. Es wäre durchaus denkbar, daß eines Tages die Technik dem Menschen einen beträchtlichen Teil der Aufgaben abnimmt, mit denen er sich jetzt abzuquälen hat; so wie bei Verwendung bestimmter Maschinen bis zu einem gewissen Grade die Handarbeit nicht nur anders eingesetzt, sondern geradezu verdrängt wird. Es muß allerdings gesagt werden, daß man bei Überlegungen über diese Seite der Zukunftsentwicklung in weit höherem Maße als zuvor auf Vermutungen angewiesen ist.


III


Die technische Entwicklung, wie sie hier geschildert wurde, wird notwendig eine engere Beziehung der einzelnen Techniken mit sich bringen. Das ist bereits heute deutlich genug erkennbar. So werden zum Beispiel schon jetzt Schallplatte und Rundfunk nicht mehr getrennt weitergebildet, sondern parallel mit Hilfe der gleichen technischen Mittel. Diese Annäherung wird in Zukunft noch weit wirksamer werden als bisher. Schon jetzt ist man dazu übergegangen, die Schallplatte als wesentliches Moment in den Rundfunk einzuführen; die Einwände, die dagegen erhoben worden sind, haben sich als unrichtig erwiesen, und zwar in jeder Hinsicht sowohl was die technische Seite, als was die


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