- 400 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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Schwingungen. Diese Schwingungen teilen sich sofort der Membran mit, die sie dann ihrerseits in Schallwellen umsetzt.


Der Phonograph, der von der ”Volta Laboratoriumsgesellschaft“ wesentlich verbessert wurde, erreichte in kurzer Zeit eine außerordentliche Popularität.


1887 erfand Emil Berliner die Schallplatte, die allmählich den Wachszylinder ablöste und noch heute in Gebrauch ist.


Das Konstruktionsprinzip Berliners war folgendermaßen:


Eine Zinkplatte wurde auf eine rotierende Drehscheibe aufgesetzt, die sich einerseits um sich selbst, andererseits aber in gerader Richtung gegen den Aufnahmestichel bewegte. Die Aufnahmenadel zeichnete nicht wie beim Edisonphonographen Vertiefungen in eine Wachsmasse, sondern gravierte eine Spirale in eine ganz dünne Wachsschicht, die auf die Metallplatte aufgetragen war.


Auf die so eingezeichnete Spirallinie wurde nach der Aufnahme eine Chromlösung gegossen, die an den Stellen, wo die durch die Aufnahmenadel weggekratzte Wachsschicht die Zinkplatte nicht bedeckte, sich in die Metallplatte einfraß und somit die Schallfurche in das Metall einätzte.


Da das Abspielen von der Zinkplatte mit sehr starken Nebengeräuschen verbunden war, ersetzte Berliner 1897 die Metallplatte durch eine Wachsplatte, die sich als geeignetstes Aufnahmemedium bis auf den heutigen Tag gehalten hat.


Nun hatte man ein wenn auch nicht vollkommenes Mittel, jedes Lautgeschehen fixieren und beliebig reproduzieren zu können. Dieses akustische Aufnahmeverfahren war jedoch nicht dazu imstande, differenzierte Klanggeschehen derart notieren zu können, daß deren Reproduktion das Original – wenn auch in verkleinertem Maßstab – wiedergeben konnte.


Erst die Einführung des elektrischen Aufnahmeverfahrens, das die Schallwellen vermittelst eines oder mehrerer Mikrophone in elektrische Impulse umsetzte, machte es möglich, eine weitgehende Originaltreue auf der Schallplatte zu erreichen.


Heute erblicken wir in der Schallplatte ein Reproduktionsmittel, das – trotzdem man nur Frequenzen bis zu 6000 Hertz aufnehmen kann – wohl dazu imstande ist, jedwedes Lautgeschehen beliebig oft, relativ unverzerrt, zu wiederholen, so daß sie sehr wohl als akustischer Spiegel und Bewahrer der Welt anzusehen ist.


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