- 398 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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scheinbar so sinnlosen Konservatismus ist wiederum die Furcht vor dem eigenen, unzulänglichen Gedächtnis, das – ein Teil des fluktuierenden Lebens selbst – Symbol einer dauernden Veränderlichkeit und Unbeständigkeit ist.


Der Trieb nun, der die Menschen Erbbegräbnisse errichten, Leichen einbalsamieren hieß, war zugleich der unermüdliche Wegbereiter eines weit profaneren Gegenstandes: der Schallplatte.


Schon in China soll vor tausend Jahren etwa die Sprechmaschine erfunden worden sein.


Zwar existiert heute von einer solchen kein Exemplar und auch keine Abbildung mehr, jedoch ist in einem altchinesischen Buch, das etwa vor zweitausend Jahren gedruckt sein soll (Sir Robert Hart berichtet davon), ein Hinweis auf den Typ einer Sprechmaschine enthalten.


Der Apparat wird als eine Walze beschrieben, die die Eigenschaft haben sollte, Töne aller Art aufzunehmen und – auf eine rotierende Platte gelegt – wieder reproduzieren zu können.


In Europa war man lange von der Möglichkeit einer Tonfixierung im heutigen Sinne entfernt. Jedoch wurde unermüdlich am Bau und an der Vervollkommnung mechanischer Musikinstrumente – das sind Instrumente, zu deren Spielbarkeit kein Musiker nötig ist, sondern die, von einem Mechanismus getrieben, selbsttätig funktionieren – gearbeitet.


Wenngleich diese mechanischen Musikinstrumente (Glockenspiel, Drehorgel, Spieluhr, mechanisches Klavier) in keinem Zusammenhang mit der Schallplatte stehen, so legen sie doch Zeugnis ab für den Willen des Menschen, akustische Begebenheiten zu fixieren.


Erst die Erfindung des Telephons bedeutete einen Schritt weiter auf dem Wege zur Schallplatte.


Das Telephon wurde erfunden von Philipp Reis in Friedrichsdorf bei Homburg im Jahre 1860, verbessert und für den praktischen Gebrauch überhaupt erst möglich gemacht von dem Amerikaner Graham Bell in Boston, 1876.


Das Telephon besteht aus einem Magnetstab, über den – an einem Ende – eine Induktionsspule geschoben ist. Vor dem Magnetstab ist eine Membran, bestehend aus einem Blättchen weichen Eisens, angebracht. Spricht man dagegen, so gerät die Membran in Erschütterungen. Diese Schwingungen der Membran bewirken nun ihrerseits eine Bewegung der Kraftlinien des Magnetstabes. Diese Bewegung


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