- 244 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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bereits unter pädagogischem Gesichtspunkt angelegt wurden und nur durch diesen überhaupt zu begründen waren. Verschiedene Vertonungen desselben Textes, Verbindungslinien zwischen den einzelnen Unterrichtsgebieten, ein Querschnitt durch die Musikgeschichte, das sind Themen eindeutig pädagogischer Art. Einen neuen Weg beschreitet Fritz Jöde durch die Verbindung mit Tanz und Wort (“Das singende Buch” bei Lindström).


Beim Rundfunk sind die Zusammenhänge komplizierter. Seine musikpädagogische Tendenz erschöpft sich nicht mit der Abhaltung von Kursen, Vorträgen oder Einführungen, sondern greift auch in die andern rein musikalischen Zusammenhänge des Rundfunks über. Wir müssen hier etwas weiter ausholen, um die Grenzen abzustecken.


Musik ist für den Rundfunk eine seiner wichtigsten, unentbehrlichen Erscheinungsformen. Musik aller Arten und Grade wird gesendet: Plattenübertragung, Unterhaltungsmusik, Tanzmusik, Singspiel und Oper, Nachahmung des Konzerts in allen Formen. Selbstverständlich liegt ein erster und wichtiger pädagogischer Gesichtspunkt bereits in der Stoffauswahl. Nicht nur darin, daß ein Programm gut oder schlecht sein kann, sondern auch in der Art, wie die einzelnen Werke gegeneinander ausgewogen sind und wieweit ein innerer Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Der Rundfunk hat es nötiger als das Konzert, gute und sinnvolle Programme zu machen. Denn für ihn bedeutet die Einheit der Idee eines Programms einen wesentlichen Ersatz für die fehlende Unmittelbarkeit der Erscheinung. So kommt es, daß der Rundfunk einheitliche, stilistisch ausgewogene Programme bevorzugt, daß er oft einen bestimmten Zeitausschnitt oder die Entwicklungslinie einer Form oder einer Gattung zum Träger eines Konzertprogramms macht. Dabei sind seine stofflichen Grenzen verhältnismäßig weit gezogen, denn in dem Maße, wie ihm bewußt wird, daß eine Symphonie von Bruckner oder ein anderes großes Werk der Romantik nicht nur aus musikalischen, sondern vor allem aus soziologischen Gründen in einem Rundfunkprogramm abzulehnen ist, ist er gezwungen, als Ersatz neue Stoffgebiete zu suchen. Dabei gerät er, schon aus Gründen deutlicher Abgrenzung gegen den Konzertbetrieb, auf Bezirke, die für den Konzertsaal weniger geeignet sind; das ist zum Beispiel die ältere und die gegenwärtige Musik.


Viel kommt nun darauf an, in was für einem Rahmen diese Musik auftritt. Ein Abendprogramnm, das nur auf neue Musik gestellt ist,


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