- 11 -Kestenberg, Leo (Hrsg.): Kunst und Technik 
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die Kunst bleibt im Einfall, aber die Technik fordert in ihrem Wandel stets neue Gestaltung des Einfalls. Die Tatsache, wie stark sich heute die Kunst wieder auf den Einfall zurückbesinnen und um neue Gestaltung ringen muß, mag dieser Betrachtung Beweiskraft verleihen. Wie die Kunst von der Technik nicht trennbar ist, obwohl oder gerade weil sie polare Gegensätze sind, so ist Kunst auch abhängig von Gesellschaft und Wirtschaft. Bedenkt man einmal, wie die Kunst heute gezwungen ist, rationelle Wirtschaftsformen zu finden, wie sie eine Gesellschaft zu treffen sucht, die sich neu zu bilden beginnt, so erkennt man, daß Kunst keine für sich stehende, unabhängige Lebensform bildet, sondern eingebettet ist in den Strom des ganzen Lebens. Worauf wir aber trotz aller wirtschaftlichen, technischen und soziologischen Forderungen achten müssen, ist, daß Zielpunkt aller unserer Bemühungen die Kunst selbst bleiben muß. Entscheidendes wird immer für die Kunst nur der künstlerische Einfall leisten. Die Bedeutung von Gesellschaft, Wirtschaft und Technik als akzessorische und transformatorische Faktoren wollen wir deshalb aber nicht leugnen und übersehen.


Zu nachdenklicher Betrachtung dieses Wechselspiels der Kunst mit ihrer Ausdruckssehnsucht und der Technik mit ihrer Formsehnsucht soll der vorliegende Sammelband anregen. Alle Künste sind gleichmäßig von diesen Problemen beeinflußt, am deutlichsten Architektur und bildende Kunst. Mit Hilfe der Technik ist die Architektur heute die Kunst geworden, die am schnellsten und reinsten die der Zeit und ihren ästhetischen Ansprüchen gemäße Form erreicht hat. Wenn im vorliegenden Werk die Architektur keine Berücksichtigung gefunden hat, so deshalb, weil große und bedeutende Werke über dieses Gebiet vorliegen. Noch ganz im Fluß ist aber der Prozeß in den “redenden Künsten”, in Literatur, Schauspiel und Musik. Den Versuch einer Darstellung der Problematik aus diesen Teilgebieten unternehmen die folgenden Beiträge berufener Fachleute. Um ein sicheres Fundament zu erhalten, stehen die philosophischen und soziologischen Darlegungen an der Spitze. Die weiteren Beiträge suchen nach den Grundlagen für die Musik aus der Geschichte, Soziologie, dem Schaffen und dem Recht. Dann stoßen wir mitten in die Einzelerscheinungen: Wort und Ton, Theater, Film, Tonfilm, Schallplatte werden auf die Beziehungen von Kunst und Technik untersucht. Mit einem Ausblick schließt der Band, der naturgemäß keine endgültigen, schlüssigen Resultate bringt, wohl aber


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