- 9 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (8)Nächste Seite (10) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

können. Vielmehr war es ratsam, auf einen längeren Zeitraum zurückzugreifen. Das verfügbare Quellenmaterial des Dachverbandes der Laienorchester (Bund deutscher Liebhaberorchester – BDLO, (wieder-)gegründet 1952) machte dies für die Jahre von 1952–1997 möglich. Um die möglichen Auswahlkriterien zu ermitteln, die dem analysierten Repertoire zugrunde liegen, wurden die verbalisierten Zielvorstellungen der Laienorchester mit ihrem gespielten Repertoire inhaltlich verknüpft. Das diesbezügliche Quellenstudium ergab, daß die Wurzeln zum Verständnis ideeller Zielsetzungen von Laienorchesterarbeit bereits in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg liegen, und man nach 1952 in umfassendem Maße auf die Verbandsgeschichte von 1924–1933 zurückgriff. Die statistische Analyse des gespielten Repertoires läßt sich somit in direkter Bezugnahme auf historische Entwicklungen des übergeordneten Interessenverbandes interpretieren. Daran anschließend wird das statistisch gewonnene Ergebnis auf Laienorchester in Hamburg fokussiert. Die Ergebnisse einer Fallstudie per Fragebogen werden systematisiert und komprimiert erläutert. Die kommentierten Aussagen der Befragten geben Aufschluß über Bildungserwartung und Bildungsangebot der Orchesterarbeit ihres Ensembles sowie über das Verhältnis des gespielten Repertoires zur künstlerischen Entwicklung des Orchesters und über existente und verbalisierte Verbesserungswünsche.31
31 Die vorliegende Studie geht nicht von einer Befragung aller einzelnen Orchesterspieler aus, um sich dem typischen Erscheinungsbild eines Laienorchesters zu nähern. Umfassende psychologische Studien, die nur in einem größeren, projektorientierten empirischen Vorgehen unternommen werden könnten, wären hierfür die Grundlage. Abgesehen von einem schier unübersehbaren Fragenkatalog, der erstellt werden müßte, wollte man möglichst viele Typologien des Laienorchesterspielers erfassen, entstünde vorerst ein höchst vielfältiges, aber auf unzählige Individualsituationen begrenztes Datenspektrum. Sinnvolle Verknüpfungen von Individualdaten durch Vergleich und Abstraktion bedürften dann immer noch einer Bezugnahme auf die gesamte Gruppe, die mit einem gemeinsamen Leistungsergebnis, das vom künstlerischen Leiter bewirkt und vertreten wird, als Einheit an die Öffentlichkeit tritt. Dieses gemeinsame Leistungsergebnis müßte wiederum mit den Leistungsstufen anderer Orchester verglichen werden, deren individuelle Zusammensetzung ebenfalls auf der Basis von Einzelbefragungen zu beschreiben wäre. Erst dann ließen sich Schlußfolgerungen ziehen, die vorwiegend soziologisch und psychologisch orientiert wären. Angesichts dieser sich ergebenen Schwerpunktverschiebung von der Musikpädagogik hin zur Musiksoziologie und Musikpsychologie sowie des Umfangs der dafür notwendigen Einzelbefragungen wurde für die vorliegende Arbeit ein anderer Ansatz der Befragungen für sinnvoll erachtet: Der Lernprozeß und das Leistungsergebnis der Orchester als musikgestaltende Einheit.
Der Grad der möglichen Übereinstimmung dieser Einzelaussagen mit den statistischen Ergebnissen und den kulturpolitisch relevanten Angaben wird in die Auswertung der Fallstudie einbezogen. Im Schlußkapitel werden schließlich die orchesterpädagogischen Konsequenzen, die sich aus den vorangegangenen Arbeitsschritten ergeben, erläutert. Sie beziehen sich im wesentlichen auf Fragen des Laienorchesterrepertoires, auf die Aufgaben des Dirigenten und der Orchesterorganisation sowie auf sinnvolle Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen vor dem Hintergrund eines entsprechenden kulturpolitischen Bewußtseins. Das abschließende Fazit faßt die gewonnenen Ergebnisse noch einmal stichpunktartig zusammen.

Erste Seite (i) Vorherige Seite (8)Nächste Seite (10) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 9 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit