können. Vielmehr war es ratsam, auf einen längeren Zeitraum zurückzugreifen.
Das verfügbare Quellenmaterial des Dachverbandes der Laienorchester (Bund
deutscher Liebhaberorchester – BDLO, (wieder-)gegründet 1952) machte dies
für die Jahre von 1952–1997 möglich. Um die möglichen Auswahlkriterien zu
ermitteln, die dem analysierten Repertoire zugrunde liegen, wurden die verbalisierten
Zielvorstellungen der Laienorchester mit ihrem gespielten Repertoire inhaltlich verknüpft.
Das diesbezügliche Quellenstudium ergab, daß die Wurzeln zum Verständnis
ideeller Zielsetzungen von Laienorchesterarbeit bereits in den Jahren vor dem
Zweiten Weltkrieg liegen, und man nach 1952 in umfassendem Maße auf die
Verbandsgeschichte von 1924–1933 zurückgriff. Die statistische Analyse des
gespielten Repertoires läßt sich somit in direkter Bezugnahme auf historische
Entwicklungen des übergeordneten Interessenverbandes interpretieren. Daran
anschließend wird das statistisch gewonnene Ergebnis auf Laienorchester in
Hamburg fokussiert. Die Ergebnisse einer Fallstudie per Fragebogen werden
systematisiert und komprimiert erläutert. Die kommentierten Aussagen der
Befragten geben Aufschluß über Bildungserwartung und Bildungsangebot der
Orchesterarbeit ihres Ensembles sowie über das Verhältnis des gespielten Repertoires zur
künstlerischen Entwicklung des Orchesters und über existente und verbalisierte
Verbesserungswünsche.31
31 Die vorliegende Studie geht nicht von einer Befragung aller einzelnen Orchesterspieler
aus, um sich dem typischen Erscheinungsbild eines Laienorchesters zu nähern.
Umfassende psychologische Studien, die nur in einem größeren, projektorientierten
empirischen Vorgehen unternommen werden könnten, wären hierfür die Grundlage.
Abgesehen von einem schier unübersehbaren Fragenkatalog, der erstellt werden müßte,
wollte man möglichst viele Typologien des Laienorchesterspielers erfassen, entstünde
vorerst ein höchst vielfältiges, aber auf unzählige Individualsituationen begrenztes
Datenspektrum. Sinnvolle Verknüpfungen von Individualdaten durch Vergleich und
Abstraktion bedürften dann immer noch einer Bezugnahme auf die gesamte Gruppe, die
mit einem gemeinsamen Leistungsergebnis, das vom künstlerischen Leiter bewirkt
und vertreten wird, als Einheit an die Öffentlichkeit tritt. Dieses gemeinsame
Leistungsergebnis müßte wiederum mit den Leistungsstufen anderer Orchester
verglichen werden, deren individuelle Zusammensetzung ebenfalls auf der Basis von
Einzelbefragungen zu beschreiben wäre. Erst dann ließen sich Schlußfolgerungen ziehen,
die vorwiegend soziologisch und psychologisch orientiert wären. Angesichts dieser sich
ergebenen Schwerpunktverschiebung von der Musikpädagogik hin zur Musiksoziologie
und Musikpsychologie sowie des Umfangs der dafür notwendigen Einzelbefragungen
wurde für die vorliegende Arbeit ein anderer Ansatz der Befragungen für sinnvoll
erachtet: Der Lernprozeß und das Leistungsergebnis der Orchester als musikgestaltende
Einheit.
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Der Grad der möglichen Übereinstimmung dieser Einzelaussagen mit den statistischen
Ergebnissen und den kulturpolitisch relevanten Angaben wird in die Auswertung der
Fallstudie einbezogen. Im Schlußkapitel werden schließlich die orchesterpädagogischen
Konsequenzen, die sich aus den vorangegangenen Arbeitsschritten ergeben, erläutert. Sie
beziehen sich im wesentlichen auf Fragen des Laienorchesterrepertoires, auf die
Aufgaben des Dirigenten und der Orchesterorganisation sowie auf sinnvolle Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen vor dem Hintergrund eines entsprechenden kulturpolitischen
Bewußtseins. Das abschließende Fazit faßt die gewonnenen Ergebnisse noch einmal
stichpunktartig zusammen.
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