In Abb. 4.5 wird graphisch verdeutlicht, daß die vier Wiener Klassiker Haydn,
Mozart, Schubert und Beethoven gegenüber 33 weiteren Komponisten (aufgeführt sind
alle Komponisten, die wenigstens zweimal mit einem bzw. demselben Werk vorkommen)
eine fast erdrückende Übermacht darstellen. Auffallend ist die unterschiedliche
Entwicklung bis und seit Mitte der 1970er Jahre. Die Anzahl der Werke Haydns bleibt
mit je ca. 230 Werken konstant, und absolut gesehen sind Haydn-Sinfonien die in
Laienorchesterkonzerten am häufigsten vertretenen Werke dieser Gattung. Die Anzahl
gespielter Mozart- Sinfonien hat sich nach 1978 nahezu verdoppelt, was u.a. durch einen
deutlich höheren Anteil der Jahre 1988–92 eintritt und auf das Mozart-Gedenkjahr 1991
zurückzuführen ist. Ähnlich verhält es sich bei Beethoven und Schubert, die bis 1977 mit
Mozart etwa gleichauf liegen, dann aber um nahezu 50 % zunehmen (auch durch
das Schubert-Gedenkjahr 1997). Seit 1978 erweitern sich die Programme der
Laienorchester vereinzelt um frühklassische und klassische Sinfonien von Arriaga, C.
Ph. E. Bach, Cimarosa, Clementi, M. Haydn, L. Mozart, Pleyel, Reichardt,
Rosetti (Rössler) und Toeschi. Steigender Beliebtheit erfreuen sich seit 1978
Sinfonien von Bizet, Brahms, Bruckner, Dvo ák, Franck, Mendelssohn, Schumann,
Tschaikowsky und Weber, also eine Palette einschlägiger romantischer Werke. Meist
beginnt sich zunächst ein besonders beliebtes Werk des jeweiligen Komponisten im
Gesamtrepertoire zu etablieren. Hier führt Dvo áks 9. Sinfonie ›Aus der Neuen
Welt‹13
13 Vgl. die ›Sinfonie-Hit-Liste‹ am Ende dieses Kapitels, in der diese Sinfonie als einziges
romantisches Werk unter den häufigsten elf Werken rangiert.
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die Häufigkeitsskala an (zum Vergleich: Gleichauf mit Mozarts Nr. 35, dessen am
dritthäufigsten gespielter Sinfonie), gefolgt von Schumanns 3. Sinfonie ›Rheinische‹,
Mendelssohns 3. Sinfonie ›Schottische‹, Tschaikowskys 5. Sinfonie und der 1. und
2. Sinfonie von Brahms. Hinzu kommen geringe Anteile erstmals auftretender Werke von
Sibelius, Gade, Gounod, Saint-Saens, Berlioz u.a. Aufführungen von Mahler-Sinfonien
durch Laienorchester finden im Grunde nicht statt. Zweimal stand mit der Sinfonie Nr. 1
D-Dur und zweimal mit je einem Einzelsatz einer Sinfonie sein Name auf dem
Programm.14
14 Sinfonie Nr. 1: 1992 Orchesterverein Ulm/Neu-Ulm und 1996 Orchester 91 Hamburg;
Adagio a.d. 10. Sinfonie: 1971 Kammerorchester Kiel; 6. Satz a.d. Sinfonie Nr. 3: 1996
Musikfreunde Dresden.
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Werke, die aus dem Repertoire wieder ausgeblendet wurden, oder Komponisten mit
abnehmender Tendenz finden sich im Genre Sinfonie mit Ausnahme von Cherubini,
Pfitzner und R. Strauss nicht.
Abb. 4.6 verdeutlicht, daß das Spektrum gespielter Werke kontinuierlich vielfältiger
wird. Die vier Wiener Klassiker nehmen leicht zugunsten der genannten
Komponisten des 19. Jahrhunderts ab, machen aber zusammen unangefochten 1997
ca. 60 % (1957 ca. 70 %) aus. Brahms, Dvo ák, Mendelssohn, Schumann
und Tschaikowsky sind im jüngsten Erhebungszeitraum 1992–97 fest etabliert,
zumeist mit steigender Tendenz. Nahezu bedeutungslos sind die vom BDLO
immer wieder empfohlenen frühklassischen Sinfonien (mit Ausnahme J. Chr.
Bachs) und die ›Jenaer-Sinfonie‹ Friedrich Witts geworden. Nachdem letztere
aufgrund musikwissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr als Werk Beethovens
gilt,15
15 1957 stellte LANDON die Urheberschaft Friedrich Witts fest (KONOLD, Klassik Bd. L-Z,
S. 469).
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ist auch dieses Werk nach und nach in die Menge der ›Sonstigen‹ zurückgefallen. Dieses
Phänomen kann
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