- 50 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (49)Nächste Seite (51) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Sinfonieorchester sind hier aber fließend. Auch die feste Bläserbesetzung eines Sinfonieorchesters tritt zuweilen mit Werken für großes Bläserensemble auf. Diese drei Erscheinungsformen: Streicher-, Bläser- und Kammerorchesterwerke sind in einer Kategorie zusammengefaßt.

b) Die Gattung: Programme von Sinfonieorchestern weisen in auffallender Häufigkeit die Abfolge Ouvertüre – Solokonzert – (Pause) – Sinfonie auf. Hier bietet sich die Gattung als Ordnungsprinzip an. Da die Musik für sinfonische Besetzung seit Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden ist, können nach C. DAHLHAUS angesichts der historischen Veränderungen des Gattungsbegriffs für die Zeit ab dem 18. Jahrhundert »die Besetzung, die Form und der ästhetische Charakter« als gattungsprägende Merkmale gelten.9

9 DAHLHAUS, Art. ›Gattung‹ in: Brockhaus/Riemann 1989, Bd. E-K, S. 102.
Hinzu kommt die »Ebene der praktischen Anwendung und Ausführung« von Kompositionen, mit der F. BLUME den Gattungsbegriff gegenüber der künstlerischen Ebene des Stils und der geistigen Gliederung der Form abgrenzt, obwohl Überschneidungen unvermeidlich sind.10
10 BLUME, Art. ›Form‹ in MGG, Bd. 4, Sp. 527.
Die mehrsätzige Sinfonie gilt stets als Hauptwerk eines Konzertprogramms und steht schon für sich, da sie aufgrund ihres Umfangs einen erheblichen Probenaufwand verlangt. Ausgeklammert ist hier die italienische Sinfonia, die Sortierung beginnt vielmehr mit der vorklassischen Sinfonik der Mannheimer und ersten Wiener Schule. Die sinfonische Ouvertüre nimmt den Platz des Eröffnungsstückes ein und soll als solches von den übrigen Werken mit sinfonischer Besetzung gesondert betrachtet werden. Anstelle der Sinfonie finden sich nach der Konzertpause aber auch verschiedenste Werke sinfonischer Besetzung, oft einsätzig oder auf mehreren kürzeren Abschnitten basierend (Suiten, Ballett- und Schauspielmusiken, Sinfonische Dichtungen, Tänze u.a.m.). Hier treffen unterschiedliche Formen und Stile aufeinander, die jedoch alle die große sinfonische Besetzung und dieselbe ästhetische Aufgabe zu erfüllen haben. Bis in die Gegenwart hinein wurden viele dieser Werke mit ›Verlegenheitsnamen‹11
11 THIEL, E., S. 205.
belegt, da der Gattungsbegriff zunehmend seine Prägnanz verlor und sich auch kein übergeordneter Formbegriff ausprägte. Ausgehend von der oben definierten sinfonischen Besetzung und unter Berücksichtigung der Alternativfunktion zur Sinfonie im Konzertprogramm werden diese Werke in einer Kategorie Sinfonische Werke zusammengefaßt.

c) Die Funktion: Die Solokonzerte bzw. Werke für Soloinstrument mit Streicher-, Kammerorchester- oder Sinfonieorchesterbegleitung werden in einer weiteren Kategorie zusammengefaßt. Hier fällt dem Orchester eine untergeordnete, eben ›begleitende‹ Rolle zu, denn der Solopart steht im Vordergrund. Eine ähnliche Funktion übernimmt das Orchester auch bei allen Vokalwerken. Ob Opernarie, Bach-Kantate oder Brahms-Requiem, bei allen diesen Werken ist die Abstimmung und Rücksichtnahme auf die vokalen Anteile notwendig.

Innerhalb eines 5-Jahres-Zeitraumes oder innerhalb einer Kategorie dokumentieren die absoluten Zahlen die konkrete Quantität. Die Auszählung und Zuordnung aller Datensätze zu den jeweiligen Kategorien ergibt die in Abb. 4.2 ersichtliche Verteilung: Im Zeitraum 1952–1957 liegen die Solokonzerte (226 Aufführungen) an der Spitze, gefolgt von den Sinfonien (163 Aufführungen) und den Streicher-, Bläser-


Erste Seite (i) Vorherige Seite (49)Nächste Seite (51) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 50 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit