Symbol- und Begriffsebene sowie im motorischen und sozialen
Verhalten.13
Der Orchesterspieler lernt mit Hilfe von Notensymbolen, musikalischen
Fachbegriffen, dirigentischen Gesten und Höreindrücken bestimmte motorische
Reaktionen auf seinem Instrument auszuführen sowie ein vielfach konditioniertes
soziales Verhalten zu verinnerlichen, das sein Erscheinungsbild innerhalb und
außerhalb der Orchestergruppe beeinflußt. Bezugnehmend auf SIEBERT und
ABEL-STRUTH14
14 SIEBERT 1997, S. 6; Vgl. ABEL-STRUTH 1985, S. 611: Musik könne erzieherische
Wirkung für den Menschen haben, die sich in »musikalischen Lernergebnissen« in Form
von »Veränderungen des Verhaltens« aufgrund gesteuerter »musikalischer Lernvorgänge«
äußern. Diese Veränderungen bestehen in »musikalischen Einstellungen und
musikalischen Leistungsfähigkeiten«.
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läßt sich das Lernen im Orchester als Erwerb von musiktheoretischem Wissen,
spieltechnischen Qualifikationen und musikalischen sowie außermusikalischen
Erkenntnissen und Motivationen beschreiben.
Somit sind auch die Konstellationen im Laienorchester als ein ›Ist-Zustand‹ der
Erwachsenenbildung anzusehen. In Anlehnung an ausgewiesene Erwachsenenpädagogen
wie HORST SIEBERT und HANS TIETGENS liegt der Studie das Verständnis
von Erwachsenenbildung als »die selbstgewählte, zielgerichtete und
organisierte Wiederaufnahme oder Fortsetzung des Lernprozesses nach einer
schulischen und/oder beruflichen Erstausbildung und neben oder nach einer
Berufstätigkeit«15
15 SIEBERT in TIETGENS 1991, S. 3, und SIEBERT 1994, S. 629.
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zugrunde. Der Begriff ›Erwachsenenbildung‹ steht im Wechselspiel mit den
Termini ›Volksbildung‹, ›Weiterbildung‹ und ›Fortbildung‹. Dabei ist
›Volksbildung‹ historisch gesehen der älteste Begriff und weitgehend mit Inhalten
der bürgerlich-liberalen Bildungsbewegung des 19. Jahrhunderts und der
Weimarer Republik besetzt. Nach 1945 wurde der Begriff ›Volksbildung‹ durch
›Erwachsenenbildung‹ und ›Weiterbildung‹ ersetzt, die oft synonym verwendet
werden.16
16 Vgl. SIEBERT 1994, S. 629; ARNOLD, S. 9ff.; TIETGENS 1991, S. 7ff.
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Mit fachspezifischem Inhalt gefüllt konzentriert die musikalische Erwachsenenbildung
diesen Lernprozeß auf einen musikalischen Gegenstand, dem praktisch handelnd
(musizierend) und/oder kognitiv (visuell und/oder auditiv) begegnet wird. Maßnahmen
der ›musikalischen Erwachsenenbildung‹ werden vor allem im Volkshochschulbereich
sowohl als Angebote ›musikalischer‹, als auch ›musischer Bildung‹ bezeichnet
und somit von anderen kreativ gestaltenden oder künstlerischen Angeboten
nicht eindeutig getrennt. Angesichts der historisch besetzten ›musischen
Bewegung‹ innerhalb der Jugendbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts wird
im folgenden ausschließlich von ›musikalischer Erwachsenenbildung‹ die Rede
sein.17
17 Während die Schulmusik den Begriff der ›musischen Bildung‹ von den 1950er Jahren bis
zur Curriculum- Reform (ab 1967) in Fortführung der Jugendmusikbewegung
ausschließlich für die Musik als zentrales Mittel der Menschenbildung reklamierte
(GRUHN 1993, S. 280 und 302; GÜNTHER, S. 150–154), allenfalls Sprache und Bewegung
einbezog (HOPF/HEISE/HELMS, S. 201), verstand die VHS-Pädagogik unter dem
›musisch-kulturellen‹ Bildungsbereich ein viel weiter gefaßtes Feld des kreativen
Selbsttuns ihrer Teilnehmer. (Siehe LEOPOLDSBERGER, KOLFHAUS, REYMANN-BUERGER
u.a.)
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Der pädagogisch adaptierte Begriff der ›Erwachsenenbildung‹ gilt aufgrund seiner
Betonung der Adressaten (Gegensatz: Jugend- und Schulbildung) gegenüber
dem in der Bildungspolitik dominierenden Begriff der ›Weiterbildung‹ für den
musikalischen Bereich als geeigneter. Die Begriffskomponente ›pädagogisch‹ wird
beibehalten, auch wenn keine schulpädagogischen
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