- 39 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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der Teilnehmer von ›philharmonic open‹ Abonnenten der NWD-Philharmonie. Man habe sich ›keine B-Mannschaft‹, aber eine »Ergänzung und Förderung der Arbeit der (wenigen) bestehenden Laienorchester der Region vorgestellt«. Als Arbeitsprogramm für drei Probentage mit öffentlichem Konzert am Nachmittag des dritten Probentages war vorgesehen:
  • F. Schubert, 1. Sinfonie
  • F. Schubert, Ouvertüre im italienischen Stil
  • J. Brahms, Ungarische Tänze Nr. 2 und 7
  • G. Bizet, L’Arlésienne-Suite (Auszüge)
  • Ch. Gounod, Walzer aus ›Margarethe‹

Einzelgespräche ergaben, daß manche Teilnehmer hier die Chance zum Orchesterspiel nutzen wollten, da ihre Positionen in den entsprechenden Laienorchestern besetzt sind. Orchestererfahrung konnte bei einigen also nicht vorausgesetzt werden. Daraus ergaben sich für die Verantwortlichen besonders gravierende fachliche, pädagogische und psychologische Aufgaben. Vor diesem Hintergrund bleibt die Darstellung des Arbeitsergebnisses und der angeblichen Knüpfung neuer Kontakte fragwürdig. Eine kritische Bilanz läßt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Werbung, Schriftverkehr und Organisation des Projektes wurden professionell durchgeführt.
  • Das verschickte Notenmaterial war nicht bezeichnet (Taktzahlen, Bogenstricheintragungen), was sich für die Vorbereitung und für die Probenarbeit als hinderlich erwies.
  • Die Stimmenaufteilung wurde den Teilnehmern selbst überlassen, was zu unbefriedigenden Formationen führte. Die Teilnehmer kannten sich zumeist untereinander kaum, so daß eine gegenseitige Einschätzung nicht möglich war. Bei Überbesetzungen (vor allem Flöten und Klarinetten) mochte niemand gerne und freiwillig auf Spielanteile verzichten, denn alle waren ja gekommen, um das ausgeschriebene Programm in vollem Umfang zu musizieren. Es war ein bei Orchesterprojekten oft auftretendes Phänomen zu beobachten, daß sich gerade für die exponierten Solopositionen Instrumentalisten interessierten, die den Anforderungen nicht gewachsen waren, während die spieltechnisch Versierteren auf eine andere Position gedrängt wurden. Die Entscheidung der Besetzungsfrage ohne ein notwendiges geschicktes Eingreifen des Leiters oder der Stimmführer kann somit zu einer belastenden Situation für die Instrumentalisten werden.
  • Das geplante Arbeitspogramm erwies sich angesichts der begrenzten Probenzeit als zu umfangreich. (Für 1998 wurde aufgrund dieser Erfahrung ein Gesamtwerk ohne Festlegung auf die einzelnen Auszüge ausgeschrieben: Tschaikowsky, ›Der Nußknacker‹.)
  • Da das Projekt als Angebot eines Berufsorchesters ausgeschrieben wird, wird die Erwartung geweckt, mit den Berufsmusikern auch in Kontakt zu kommen. Jeder erhoffte, von ›seinem‹ Profikollegen individuell oder in Stimmproben Hinweise zu Spieltechnik und Gestaltung zu erhalten. Diese Erwartung wurde 1997 in keiner Weise erfüllt. Die für zwei Stimmproben verpflichteten Musiker wirkten bemüht,

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