- 3 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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Studenten, Hausfrauen, Doctores und Professores aus gefühlsärmeren Disziplinen...« (Neue Osnabrücker Zeitung vom 14. 5. 1996.)
Sie werden meist als ›Profis‹ bezeichnet, da sie ein Musikstudium absolviert haben, aber nicht ihren Lebensunterhalt in einem Berufsorchester verdienen. Der Aufzählung der »Schülerinnen, Studenten, Hausfrauen, Doctores und Professores aus gefühlsärmeren Disziplinen« liegt das Kriterium der Berufsbezeichnung zugrunde, die Differenzierung zu »Amateuren, Halbprofis und Vollprofis« offenbart dagegen auch ein Qualitätsmerkmal ihrer Profession. Doch wer ist nun »Halbprofi«? Der Musikstudent, der noch keine Anstellung und Berufserfahrung, aber die fachliche Ausbildung hat? Der pensionierte Orchestermusiker, der die frühere Berufstätigkeit nun als Hobby praktiziert? Der Musikschullehrer oder Schulmusiker, der zwar mit Musik als Unterrichtsfach sein Geld verdient, aber keine Qualifikation für den Orchesterdienst im Berufsorchester hat? Der Mediziner, Jurist, Geistes- oder Naturwissenschaftler, Kaufmann, Lehrer u.a.m., der über eine hochqualifizierte Instrumentalausbildung verfügt, die der des Berufsmusikers gleichkommt, der sich aber für einen anderen Berufsweg entschieden hat? Allein diese Einzelbeispiele verdeutlichen die Schwierigkeit einer eindeutigen begrifflichen Zuordnung. Da die Laienorchester sich aber in der überwiegenden Mehrheit ihrer Mitglieder aus Instrumentalisten zusammensetzen, die kein Musikstudium absolviert haben,6
6 Vgl. SCHMALE/SCHMIDTKE, S. 25: Eine empirische Erhebung unter Musikern in Berufsorchestern ergab, daß »die Arbeit in einem Laienensemble über alle Orchester gleichmäßig verteilt, allerdings insgesamt recht selten ist. Hochgerechnet widmet sich der durchschnittliche Orchestermusiker nur jeden zweiten Monat einmal dieser Tätigkeit und wendet dafür jeweils knapp 4 Stunden auf.« Allerdings dürften damit eher die sog. ›Muggen‹ gemeint sein, d.h. bezahlte Aushilfstätigkeit, als das regelmäßige unentgeltliche Mitwirken in einem Laienorchester.
soll im folgenden die hauptberufliche Tätigkeit als Orchestermusiker oder Musikpädagoge den ›Profi‹ charakterisieren, alle übrigen dagegen seien in der Gruppe der ›Laien‹ aufgrund einer nichtmusikalischen Berufstätigkeit zusammengefaßt. Wie eingangs bereits erwähnt, kann der für diese Studie gewählte Forschungsansatz weder eine vollständige Dokumentation der geschichtlichen Entwicklung von Laienorchestern, noch eine soziologische Untersuchung der Befindlichkeiten einzelner Orchesterspieler nach sich ziehen. Es gilt Abgrenzungen festzulegen. Der für die Betrachtung gewählte Personenkreis wurde soeben dadurch bestimmt, daß die musikalische Betätigung nicht auf einer musikalischen Berufsausbildung und -ausübung fußt. Fortbildungen für ein hauptberufliches Tätigkeitsfeld bleiben somit ausgeklammert. Blasorchester, Spielmannszüge, Akkordeonorchester, Zupforchester, Zithermusikgruppen und Posaunenchöre, um der Gliederung des instrumentalen Laienmusizierens im MUSIK-ALMANACH7
7 ROHLFS 1999, S. 35.
zu folgen, werden nicht berücksichtigt. Schul- und Musikschulorchester werden als Betrachtungsobjekt ebenfalls zurückgestellt, da diese Altersgruppe der Schulpädagogik unterliegt. Diese Orchester sind personell eng an den hauptamtlichen Schulmusiker oder Instrumentalpädagogen sowie an ihre Institutionen und deren schulpädagogischen Auftrag gebunden und gelten als interne ›Ergänzungsfächer‹ für die hauseigene Klientel. Das Wecken und Erhalten einer Motivation für das Orchesterspiel in den Jahren instrumentalen Anfänger- und Mittelstufenunterrichts innerhalb einer Schulgemeinde unterscheidet sich im pädagogischen Ansatz grundlegend von außerschulischen Laienorchestern, die Erwachsenen aller Altersstufen, unterschiedlichen Spielniveaus und individueller Lebensläufe in einem bestimmten regionalen Einzugsbereich offenstehen. Sinnvolle Querverbindungen zur Schulorchesterpraxis, wie sie vor allem A. und E. BRUGGAIER8
8 Vgl. BRUGGAIER, bes. S. 34–94 und Teil II.
für einzelne Situationen im Orchesteralltag anbieten,
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