Die Teilnahme an einem Laienorchesterangebot ist hierbei am ehesten aus
dem Blickwinkel der Freizeitpädagogik zu sehen, deren Zielgruppe Jugendliche
und Erwachsene mit einem wachsenden Freizeitpotential sind. Es ergeben sich
Schnittmengen mit der Erwachsenenbildung, da auch die Freizeitpädagogik die
»selbstbestimmende Ausgestaltung der hinzugewonnenen Freiheiten« anstrebt. Es soll ein
Gegengewicht gegen ein Sinnvakuum der Arbeitswelt geschaffen werden, indem
als Fernziel »die Integration von Freizeit, Kultur und Bildung in einer für den
Menschen und durch den Menschen geschaffenen sozialen Umwelt« angestrebt
wird.29
Im Zuge der ›realistischen Wende‹ der Erziehungswissenschaften wurde die
Erwachsenenbildung ab 1965 zur Wissenschaftsdisziplin an Universitäten und Pädagogischen
Hochschulen.30
30 Berlin, Bochum, Bremen u.a.; Vgl. SIEBERT 1994, S. 632f.
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Ausgehend von Fragen nach der Leistung von Bildungseinrichtungen und der ›gerechten
Verteilung von Bildungschancen‹ versuchte die Erziehungswissenschaft mit empirischen
Methoden, die der Psychologie und Soziologie entlehnt wurden, die Schulwirklichkeit genauer
zu erfassen. Dieser neue Ansatz führte innerhalb der Volkshochschulpädagogik zu Diskussionen
um den Stellenwert der kulturellen Bildung, der dann aber als dadurch gestärkt angesehen
wurde.31
31 Stellvertretend für viele Einzeläußerungen: DEUTSCHER VOLKSHOCHSCHULVERBAND:
Erklärung zur kulturellen Bildung vom 2. Februar 1983; Vgl. SIEBERT 1997, S. 55;
ARNOLD, S. 26f; MÜLLER-BLATTAU 1987b.
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Die Geschichte der Erwachsenenbildung, ihre gegenwärtigen anthropologischen
und institutionellen Voraussetzungen, Ansätze einer Theorie und Aspekte
erwachsenenpädagogischer Planung wurden Mitte der 1970er Jahre zusammengetragen
und diskutiert (bes. TIETGENS 1991). Grundpositionen und Zwischenergebnisse legte
1981 KÜRZDÖRFER vor. Generell kommt vor allem dem ›Sich-Bildenden‹ die
Hauptverantwortung für erwachsenenpädagogisches Geschehen zu: »Gebildet
im Sinne der Erwachsenenbildung wird in Zukunft sein, wer zu verantworten
weiß, wofür er sich bildet (bzw. wofür nicht) und warum er es tut (bzw. nicht
tut).«32
2.2.3. Musikpädagogik und Musikalische Erwachsenenbildung
1983 beklagte ein studierter Musiker, der seit 1977 hauptberuflich in der
Volkshochschularbeit tätig ist, daß »die Theorie- und Methodendiskussion der
Erwachsenenbildung Musik auszuklammern pflegt, die Diskussion der Musikpädagogik
sich so gut wie gar nicht um die Aufgaben einer musikalischen Erwachsenenbildung
kümmert«.33
33 HOLTMEYER 1983, S. 35.
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Ein Jahr später (1985) stellte SIGRID ABEL-STRUTH in ihrem »Grundriß der
Musikpädagogik« unter dem Stichwort ›Erwachsenenbildung‹ fest, daß die Musikpädagogik
sich stets nur mit Kindern und Jugendlichen befaßt habe, so daß »die Musik der Amateure
bis heute im musikpädagogischen Schrifttum nur auffallend gering berücksichtigt
wurde«.34
34 Sie erläutert weiter: »Die Musikpädagogik hat ihre spezifischen praktischen wie
wissenschaftlichen Aufgaben in diesem Sektor ihres Unterrichtssystems noch wenig
wahrgenommen [. . .]. Der spezielle musikpädagogische Ansatz, die Besonderheiten des
musikalischen Lernens der Erwachsenen, seine besonderen Bedingungen, dominante
Vorgänge und mögliche Ergebnisse, fand bisher kaum Interesse.« (ABEL-STRUTH 1985,
S. 454f.)
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Sie sah Anfang der 1980er Jahre eine statistisch
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