- Zender, H. (* 1936), keine Aufführungen seit 1952
Außer in bezug auf Werke von Bartók, Britten, Genzmer und Hindemith
haben die meisten Empfehlungen nur ein äußerst geringes Echo gefunden.
Nach der Wiedervereinigung 1990 gab ein ostdeutscher Dirigent und
Hochschuldozent64
64 FEDER, in DLO 1991, Heft 2, S. 4–7.
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im DLO einen tabellarischen Überblick über zeitgenössische Werke, die vorwiegend in der
ehemaligen DDR bekannt waren. Die Angaben über Besetzung, Dauer und Verlag sind
einerseits begrüßenswert, da es sich aber um in den alten Bundesländern unbekannte
Werke handelt, wäre ein Kurzkommentar sicher hilfreich gewesen, um auch wirklich
gezieltes Interesse zu wecken. Lediglich 5 der über 50 genannten Komponisten tauchen
vereinzelt in Programmen der Folgezeit auf (Hans Eisler, Otto Gerster mit seinem
Capricietto für Pauken, Günter Kochan, Siegfried Kurz und Alfred Wagner). Dreimal war
das Orchester der Universität Bremen das ausführende Ensemble, so daß diese
Anregungen zunächst nur von einer interessierten Adresse aufgenommen worden
sind.
3. Aus der Häufigkeitsanalyse der Werkauswahl läßt sich ferner ablesen, daß
Programmzusammenstellungen der Laienorchester in den zurückliegenden vierzig Jahren
insgesamt eindeutig von den Sinfoniekonzerten der Berufsorchester, Radio- und
Fernsehübertragungen, CD-Hitlisten und Spielplänen der Opernbühnen beeinflußt
wurden. Trotz aller Dementis und aller Aufrufe des BDLO, ein eigenständiges Profil zu
entwickeln, haben sich die Laienorchester vielerorts in den vergangenen 10–15 Jahren
verstärkt zu Konzertunternehmen entwickelt, die offenbar in vielen Belangen
professionelle Ensembles zu imitieren versuchen. Diesen bleibt nur noch die extravagant
groß besetzte oder unbekannte, impressionistische, postmoderne und avantgardistische
Musik mit höchsten musikalischen und spieltechnischen Anforderungen als ureigenstes
Terrain. Der Abstand zum Laienorchester ist vor allem bezüglich der romantischen
Literatur immer geringer geworden. Ein Vergleich der Gestaltung der Programmfolgen
von Laienorchestern mit dem professionellen Konzertbetrieb zeigt, daß in der
Abstufung Solokonzert – Sinfonie – Ouvertüre oder Sinfonisches Werk diejenigen
Kategorien von Laienorchestern bevorzugt werden, die auch im professionellen
Sinfoniekonzertbetrieb vorherrschen. In diesem Punkt ist kein Kontrast zum
professionellen Konzertbetrieb erkennbar, auch wenn dies als Idealvorstellung immer
wieder formuliert wird. In den Quellen des DLO finden sich auch bezüglich der
Werkauswahl klare Positionen der Abgrenzung gegenüber den Berufsorchestern.
Besonders idealistisch fielen diese Ansichten in den 1950er und 1960er Jahren
aus.65
65 Man solle besser »Stücke auflegen, die Berufsorchester regelmäßig nicht spielen«,
leichtere Werke lebender Musiker, die sich für das jeweilige Orchester »gut eignen«. Es
handele sich um »Erziehungsarbeit, bei der an die zu Erziehenden« zu denken sei. Die
Programme sollten »belehren und unterhalten zugleich«.(KOHLER, in DLO 1952, Heft 1,
S. 5.)
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Die Orientierung solle also am eigenen Orchester und seiner Leistungsfähigkeit erfolgen,
daraus ergebe sich der Bildungszuwachs. Diese Aussage wird bereits durch ihre
Umkehrung in Frage gestellt, denn sollen professionelle Konzertdarbietungen nicht auch
»belehren und unterhalten zugleich«? Was bleibt den Laienorchestern, wenn auch
Berufsorchester und Phonoindustrie zunehmend »leichte Werke lebender Musiker«
aufspüren und publizieren? Der Konkurrenzgedanke ist so nicht beizulegen. Vielmehr ist
der – latent schwelende oder offen bekundete – Vergleich mit
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