- 109 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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gewesen. Nur Hindemith und Bartók haben sich mit wenigen, sog. pädagogischen Streicherwerken aufgrund ihrer musikalischen Qualität im Repertoire etabliert.58
58 Vgl. Abb. 34 und 35.
Vergleicht man diese Erkenntnis mit den Empfehlungen des BDLO, so wird folgendes deutlich: Die Bundestagung des BDLO in Braunschweig 1973 befaßte sich vornehmlich mit der Standortbestimmung der Laienorchester und folglich mit dem Gegenstand ihrer Bemühungen, dem Repertoire. GMD ERNST SCHRADER59
59 Geb. 1907 in Bonn, Kapellmeisterausbildung, Dirigent in Frankfurt, Köln, Mainz, Berlin u.a., Gründer und Leiter des Westerwälder Instrumentalkreises, zeitweise stellvertretender Vorsitzender des BDLO, Mitglied im Künstlerischen Beirat des BDLO.
bot Beratung durch den ›Künstlerischen Beirat‹ an, dem ein weiterer GMD, sowie ein Hochschulprofessor (PHILIPP MOHLER), zwei Schulmusiker und drei Musikwissenschaftler angehörten. Ferner regte er ein Kolloquium der Orchesterleiter zu diesem Thema an: »Zugestanden, es gibt manches für Laienorchester komponierte sterile Werk. Aber seit Jahren bemühen sich zahlreiche Verlage um das Liebhabermusizieren. Ob hier auch jeder Dirigent sich bemüht? Der BDLO hat im Künstlerischen Beirat Fachleute genug, die beraten könnten. Sie werden nur sehr wenig in Anspruch genommen. Hier wäre eine Möglichkeit, [. . .] zu Colloquien zu bitten. Nur durch die gegenseitige Mitteilung und Aussprache kann es zu wertvollen Anregungen kommen«.60
60 SCHRADER, in DLO 1973, Heft 1, S. 18.
Der geringe Einfluß, den der Künstlerische Beirat während seines Bestehens ausgeübt hat, wird rückblickend von LINDER bedauert.61
61 LINDER, FB 3.
1974 fand in Trossingen eine Arbeitstagung statt, die sich mit ›Neuer Musik für Liebhaberorchester‹ befaßte. Die Komponisten HELMUT W. ERDMANN und DIETRICH ERDMANN, ein Gast aus der CSSR und H. GRISCHKAT mit seinen Stuttgarter Ensembles waren geladen. Leider wurden Ablauf und Ergebnis der Tagung im DLO nicht dokumentiert. Die Redaktion des DLO äußerte aber wiederholt die Ansicht, aus der Rubrik »Aus der Arbeit unserer Mitgliedsorchester« gehe hervor, »daß die Findigkeit unserer Dirigenten im Aufspüren weithin unbekannt gebliebener Literatur ungebrochen ist«.62
62 LINDER, in DLO 1978, Heft 1, S. 25.
Doch reicht die ›Findigkeit‹ der Dirigenten aus, handeln sie zur Zufriedenheit der Orchester? Warum setzten sich letztlich doch die sog. ›Standardwerke‹ durch?

Anfang der 1980er-Jahre werden Stimmen laut, die die freie Entscheidung der Orchester und/oder der Dirigenten in bezug auf ihre individuelle Programmwahl einfordern: »Wie auch immer die Repertoirewünsche und Spielqualitäten ausfallen: Solange man sich nicht konkurrierend mit professionellen Gruppen messen will, wird der Freiraum der Repertoirewahl nur durch Spielfähigkeit, ästhetische Zustimmung, Publikumswirksamkeit, Verfremdungsablehnung und finanzielle Möglichkeiten begrenzt. Diese Grenzen werden natürlich enger, wenn ein Liebhaberorchester sich besondere ästhetische und/oder kulturelle Ziele setzt. Da aber dieses eine Entscheidung im Freizeitbereich ist, dürfte kaum eine Instanz vorstellbar sein, die sich anmaßen könnte, hier reglementierend einzugreifen.«63

63 BLUM, in DLO 1980, Heft 1, S. 8.
Beiträge, die sich mit Neuer Musik für Laienorchester befassen, finden sich durchgängig bis zur Gegenwart in der Verbandszeitschrift. Oft jedoch war eine generell kritische Einstellung mit Blick auf die Realisierungschancen oder ein mehr oder weniger gelungenes Projekt

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