gewesen. Nur Hindemith und Bartók haben sich mit wenigen, sog.
pädagogischen Streicherwerken aufgrund ihrer musikalischen Qualität im Repertoire
etabliert.58
Vergleicht man diese Erkenntnis mit den Empfehlungen des BDLO, so wird
folgendes deutlich: Die Bundestagung des BDLO in Braunschweig 1973 befaßte
sich vornehmlich mit der Standortbestimmung der Laienorchester und folglich
mit dem Gegenstand ihrer Bemühungen, dem Repertoire. GMD ERNST
SCHRADER59
59 Geb. 1907 in Bonn, Kapellmeisterausbildung, Dirigent in Frankfurt, Köln, Mainz,
Berlin u.a., Gründer und Leiter des Westerwälder Instrumentalkreises, zeitweise
stellvertretender Vorsitzender des BDLO, Mitglied im Künstlerischen Beirat des
BDLO.
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bot Beratung durch den ›Künstlerischen Beirat‹ an, dem ein weiterer GMD, sowie ein
Hochschulprofessor (PHILIPP MOHLER), zwei Schulmusiker und drei Musikwissenschaftler
angehörten. Ferner regte er ein Kolloquium der Orchesterleiter zu diesem Thema an:
»Zugestanden, es gibt manches für Laienorchester komponierte sterile Werk. Aber
seit Jahren bemühen sich zahlreiche Verlage um das Liebhabermusizieren. Ob
hier auch jeder Dirigent sich bemüht? Der BDLO hat im Künstlerischen Beirat
Fachleute genug, die beraten könnten. Sie werden nur sehr wenig in Anspruch
genommen. Hier wäre eine Möglichkeit, [. . .] zu Colloquien zu bitten. Nur durch
die gegenseitige Mitteilung und Aussprache kann es zu wertvollen Anregungen
kommen«.60
60 SCHRADER, in DLO 1973, Heft 1, S. 18.
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Der geringe Einfluß, den der Künstlerische Beirat während
seines Bestehens ausgeübt hat, wird rückblickend von LINDER
bedauert.61
1974 fand in Trossingen eine Arbeitstagung statt, die sich mit ›Neuer Musik für
Liebhaberorchester‹ befaßte. Die Komponisten HELMUT W. ERDMANN und DIETRICH
ERDMANN, ein Gast aus der CSSR und H. GRISCHKAT mit seinen Stuttgarter Ensembles
waren geladen. Leider wurden Ablauf und Ergebnis der Tagung im DLO nicht
dokumentiert. Die Redaktion des DLO äußerte aber wiederholt die Ansicht, aus der
Rubrik »Aus der Arbeit unserer Mitgliedsorchester« gehe hervor, »daß die Findigkeit
unserer Dirigenten im Aufspüren weithin unbekannt gebliebener Literatur ungebrochen
ist«.62
62 LINDER, in DLO 1978, Heft 1, S. 25.
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Doch reicht die ›Findigkeit‹ der Dirigenten aus, handeln sie zur Zufriedenheit
der Orchester? Warum setzten sich letztlich doch die sog. ›Standardwerke‹
durch?
Anfang der 1980er-Jahre werden Stimmen laut, die die freie Entscheidung der
Orchester und/oder der Dirigenten in bezug auf ihre individuelle Programmwahl
einfordern: »Wie auch immer die Repertoirewünsche und Spielqualitäten
ausfallen: Solange man sich nicht konkurrierend mit professionellen Gruppen
messen will, wird der Freiraum der Repertoirewahl nur durch Spielfähigkeit,
ästhetische Zustimmung, Publikumswirksamkeit, Verfremdungsablehnung und
finanzielle Möglichkeiten begrenzt. Diese Grenzen werden natürlich enger, wenn
ein Liebhaberorchester sich besondere ästhetische und/oder kulturelle Ziele
setzt. Da aber dieses eine Entscheidung im Freizeitbereich ist, dürfte kaum
eine Instanz vorstellbar sein, die sich anmaßen könnte, hier reglementierend
einzugreifen.«63
63 BLUM, in DLO 1980, Heft 1, S. 8.
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Beiträge, die sich mit Neuer Musik für Laienorchester befassen, finden sich durchgängig
bis zur Gegenwart in der Verbandszeitschrift. Oft jedoch war eine generell kritische
Einstellung mit Blick auf die Realisierungschancen oder ein mehr oder weniger
gelungenes Projekt
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