- 105 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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ist das ›normale‹ Sinfoniekonzert geeignet. So stellt die durch Chor und Solisten aufwendige 9. Sinfonie Beethovens bereits an die Rahmenbedingungen hohe Anforderungen, abgesehen vom Schwierigkeitsgrad und der Aura, die dieses Werk im öffentlichen Bewußtsein umgibt. Bezüglich der Verfügbarkeit des Notenmaterials hätten praktisch alle genannten Sinfonien dieselben Aufführungschancen. Das Kriterium der erhöhten spieltechnischen Anforderungen trifft sicher auf die romantischen und späten Mozart-Sinfonien zu, wie auch auf Beethovens 3., 4., 6., 7. und 8. sowie Schuberts 2. und 8. Sinfonie, was sich aber prozentual nicht niederschlägt. Eher drängt sich der Eindruck auf, eine unreflektierte Vorstellung führe zur Entscheidung, Beethovens 1. und 2. sowie Schuberts 3., 5. und 7. Sinfonie aufzuführen, denn diese Werke ›gehen immer‹, wirken gut und bergen keine wie auch immer gearteten Überraschungen für ein durchschnittliches Laienorchester. Werke mit großer Bläserbesetzung außerhalb des Rahmens einer mehrsätzigen Sinfonie erfreuen sich seit etwa 1978 steigender Beliebtheit und Ausführungsmöglichkeiten. Der Anteil von Werken des 20. Jahrhunderts erfährt hierbei einen allmählichen konstanten Zuwachs. Eine Horizonterweiterung findet ferner durch Wiederentdeckung oder Erstveröffentlichung von Werken früherer Jahrhunderte statt. Mut und Interesse, neue Literatur zu erschließen, sind vorhanden und werden nach gelungener Aufführung meist ausdrücklich anerkannt. Bei der diesbezüglichen Recherche kann der künstlerische Leiter nicht auf eine Handreichung gebündelter Informationen zurückgreifen, so daß solche Aufführungen punktuelle und vereinzelte Erscheinungen sind. Hier eröffnen sich ausdrückliche Bildungsaspekte: es gilt, bisher kaum Gehörtes (und wenn, eher im Radio als im Konzertsaal) und nicht Gespieltes neu zu erarbeiten und dem Publikum als Erweiterung der bisherigen Kenntnisse anzubieten. Nun wäre es naheliegend, zu vermuten, daß die Orchester sich in dieser Beziehung gegenseitig Anregungen geben, dies ist aus den statistischen Ergebnissen jedoch nicht abzulesen. Die Kriterien der stilistischen Vertrautheit, der spieltechnischen Anforderungen und der Verfügbarkeit des Notenmaterials greifen im Einzelfall sehr unterschiedlich und ermöglichen keine allgemeingültigen Aussagen. Andererseits hat auch diese Kategorie ihre Standardwerke, die als durchschnittlich anspruchsvoll in der spieltechnischen Ausführung und als publikumswirksam gelten. Daneben steht jedoch eine Fülle von Orchesterliteratur, die auf ihre Eignung für durchschnittliche Laienorchester hin systematisch zu untersuchen wäre. Die gezielte Erarbeitung und Darbietung von Werken aus diesem Bereich läßt jedoch punktuell eine innovative Bildungsabsicht deutlich werden.

Solokonzerte in ihrer großen Vielfalt werden als geeignet empfohlen und mit großer Vorliebe musiziert. Hier decken sich die im BDLO geäußerten Zielvorstellungen mit


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