- 13 -Kautny, Oliver (Hrsg.): Arvo Pärt - Rezeption und Wirkung seiner Musik 
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- in der Reflexion des Widerständigen und Differenten erkennen, das die Assimilation von Komponisten und ihrer Musik im wahrnehmenden Bewußtsein immer wieder kritisch hinterfragt. Schatt spricht in diesem Zusammenhang ein klares Plädoyer für das Material, das gegenüber einer substanzlosen beliebigen Rezeption sein Recht einklagt und sich gegen vorschnelle Attributionen und Einordnungen (Postmoderne, Neue Einfachheit usw.) wehrt.

Stereotype und Normen im Reden über Komponisten und ihre Musik sind es auch, die das rezeptionsästhetische Konzept von Oliver Kautny motivieren. Anders als Peter W. Schatt versucht er jedoch weniger die Rolle des Komponisten als vielmehr die Perspektive des Rezipienten für die musikalische Analyse dienstbar zu machen. In diesem Falle geschieht dies durch einen Vergleich ästhetischer Erfahrung von Pärts Johannespassion mit der von Johann Sebastian Bach. Ziel der Studie Arvo Pärts Passio und Johann Sebastian Bachs Johannespassion - Rezeptionsästhetische Perspektiven ist es, durch die Beschreibung der Faktoren Material, Hörer und Sinnentstehung (Konkretisation) die Rezeption von Musik modellhaft anschaulich zu machen. David Clarkes Kritik der Pärtrezeption wird hier ausdrücklich widersprochen (vgl. Clarke 1993, 680-684). Es ist vor allem aus wirkungstheoretischer Sicht nicht gerechtfertigt, über die Musik Pärts grundsätzlich den Stab der Kritischen Theorie zu brechen. Wie sich die ästhetische Erfahrung von Pärts Passio im Kontrast zu Bachs Johannespassion in ein Konzept positiver, kritischer Utopie von Gesellschaft einordnen läßt, ist ein zentrales Anliegen dieser Untersuchung.

Zum Abschluß sei darauf hingewiesen, daß Lucia Szyborskis allgemein-philoso"-phischer Vortrag Adornos Konzept ästhetischer Erfahrung im Vergleich zu Lyotards Theorie, der im Rahmen des Symposiums die Diskussion über Pärt-Rezeption im Kontext der Postmoderne-Debatte theoretisch fundierte, aus publikationstechnischen Gründen in Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft. Festschrift für Brunhilde Sonntag, hg. von Bernhard Müßgens, Martin Gieseking, Oliver Kautny, Osnabrück: Epos 2001 nachzulesen ist.

Das Symposium zeigte eine erste Annäherung an einen rezeptions- und wirkungstheoretischen Diskurs, der zur weiteren Beschäftigung mit Phänomenen der Wahrnehmung von Pärts Musik herausfordert. Als Konsequenz dieser Auseinandersetzung scheint es dringlich, Wirkung und Rezeption verstärkt auf historiographische Aspekte hin zu untersuchen. Dieses Projekt wird Oliver Kautny mit Arvo Pärt - Rezeptionsgeschichte (in Vorbereitung) in den Mittelpunkt des Interesses stellen.

Wuppertal, im April 2000.

Literaturverzeichnis

  • Bowen, Meirion: Part of a whole. In: The Guardian, 14.6.1986.
  • Clarke, David: Parting glances. In: The Musical Times, Dezember 1993, 680-684.
  • Davies, Peter G.: Passion Playing. In: New York, 23.4.1990, 101f.
  • Fuhrmann, Peter: Johannes-Passion. Programmtext des Uraufführungskonzerts, Bayrischer Rundfunk, München 27.11.1982.

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