Demnach zeige sich die Handlung eines Stückes im jeweiligen »situationsbedingten
Zustand des Darstellers und seiner diesem Zustand entsprechenden
Äußerung«.26
Der »im dramatischen Vorgang befangene Mensch« gerate in Zustände. Diese Zustände
würden geäußert und damit fürs Publikum wahrnehmbar und verständlich. Im
Musiktheater sind das vor allem gesungene Äußerungen. Singen ist hier keine
geschmackvolle Zutat, sondern Sprechhandlung im musikalischen Raum. Folglich
müssten die Zustände so beschaffen sein, dass sie klingend geäußert werden können: Das
Singen bestimmt die Qualität der Zustände handelnder Personen und damit die
dramatische Handlung.
Wenn ›Handlung‹ als die wesentliche Substanz eines Stückes und Kern einer Theateraufführung
anerkannt wird,27
»Die Handlung – im umfänglichsten Sinne – ist seit jeher das Grundelement des Theaters,
die für jegliches Bühnendasein bestimmende Kraft.« ebd., 141
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muss die Handlung im Musiktheater als eigene Kunstform eine musikalische sein. Dann
leistet Handlung die »Besonderung« der abstrakten Innerlichkeit. Dadurch gewinnt
Musik die Qualität, konkrete Inhalte im Bewusstsein des Zuhörers zu wecken.
Sie wird in dem Sinne dramatische Musik, als sie theatralische Wirkungen zu
entfalten in der Lage ist, ohne konkrete »Anschauungen oder Vorstellungen« zu
schildern.
»Wenn sich daher die Musik auch als begleitende Kunst mit der Poesie
oder umgekehrt die Poesie sich als verdeutlichende Dolmetscherin mit der
Musik verbindet, so kann doch die Musik nicht äußerlich veranschaulichen
oder Vorstellungen und Gedanken, wie sie als Vorstellungen und Gedanken
vom Selbstbewußtsein gefaßt werden, wiedergeben wollen, sondern sie muß
[...] diejenige
Empfindung selber, welche der Inhalt von Anschauungen und Vorstellungen
in dem ebenso mitempfindenden als vorstellenden Geistes erregen kann,
durch ihre die Poesie begleitenden und vereinigenden Töne auszudrücken
suchen.«28
Der zuletzt geäußerte Gedanke Hegels ist für die ästhetischen Überlegungen zur Oper
besonders interessant. In der Oper werden »Anschauungen und Vorstellungen« innerhalb
einer Handlung dargestellt. Die Aufgabe der Musik, die Hegel als »begleitende
Kunst« charakterisiert, besteht einerseits gerade nicht darin, sich von diesen
Äußerlichkeiten zu befreien, denn das würde bedeuten, dass sich die Musik vom Inhalt
trennt,29
Opern, in denen Felsenstein die Ablösung der Musik vom dramatischen Inhalt zu erkennen
glaubte, beurteilte er als theatralisch ungültige Versuche.
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sondern »den inneren Sinn der Sache und Empfindung zu seinem Gehalt«
musikalisch auszudrücken, denn so »dringt (sie) mit ihren [der Musik]
Bewegungen unmittelbar in den inneren Sitz aller Bewegungen der Seele
ein«.30
Insofern ist das selbstreflexive Moment der Musik nicht nur in der Art und Weise, wie
sie auf den Zuhörer wirkt, festzustellen, sondern auch in Bezug darauf, was sie darstellen
kann, nämlich eine den Inhalt umkleidende Empfindung, also die innerliche
Erscheinungsform eines Inhaltes:
»Denn wie sehr die Musik auch einen geistigen Inhalt in sich aufnimmt
und das Innere dieses Gegenstandes oder die inneren Bewegungen der
Empfindung zum Gegenstande ihres Ausdruckes macht, so bleibt dieser
Inhalt, eben
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