der
»Lesbarkeit« musikalischer Prozesse für eine (Bühnen-)welt, die zwar einerseits
gegenständlich ist, andererseits jedoch musikalisch bestimmt sein soll. Darin, dass die
Oper diese Gegensätzlichkeit in sich aufzunehmen habe, stimmen Hegel und Felsenstein
überein.
In der direkt vorhergehenden Passage schildert Hegel den Misstand, den das Nebeneinander von »prosaischem Gewäsch des Dialogs« und Musik mit sich bringe. Im Gegensatz dazu besteht die Qualität der »eigentlichen Oper« darin, dass sie die Zuhörer »in eine höhere Kunstwelt hinüberversetzt« deren Charakter ein musikalischer ist. Felsensteins Forderung lautet ähnlich: Musiktheater müsse ein »gesteigertes Dasein«11
Hegel bestimmt als »Hauptaufgabe der Musik, [...] nicht die Gegenständlichkeit selbst, sondern im Gegenteil die Art und Weise wiederklingen zu lassen, in welcher das innerste Selbst seiner Subjektivität und ideellen Seele nach in sich bewegt ist.«13
Das »Ideelle der Seele« bedeutet hier, dass die musikalische Rezeption sich weitestgehend befreit von jeglicher materieller Beschränktheit, da dasjenige, was rezipiert wird – nämlich Klang – dann, wenn es rezipiert wird, immerzu seine materielle Gestalt abstreift. Die subjektiven, dem wahrnehmenden Subjekt innewohnenden Instanzen sind nur wenig an die materielle Erscheinung des rezipierten Gegenstandes gebunden, wenn dieser selbst als flüchtiger Klang erscheint. Folglich ist der Inhalt von Musik nach Hegel »gegenstandslose Innerlichkeit«. Hegel unterscheidet hier noch nicht zwischen absoluter und wie auch immer konkretisierter Musik. Es geht an dieser Stelle erst einmal um die grundsätzliche Klärung dessen, was das Musikalische überhaupt ausmacht. Wie diese Bestimmungen der Musik im Kontext von Musiktheater aussehen, muss später behandelt werden, gerade die analytische Trennung der Elemente ist hier aus den oben beschriebenen Gründen nötig. Hegel spricht von ›Innerlichkeit‹, weil sich der Eindruck beim Musikhören sofort im Inneren des Zuhörers abspielt, »nicht mehr die ruhige materielle Gestalt, sondern die erste ideellere Seelenhaftigkeit zum Vorschein kommt«.14
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