markiert überzeugend
und psychologisch klar den Übergang, der sich in Violetta vollzieht:
»Ich habe nichts anderes gewollt und will auch nichts anderes, als diesen Provincial in Paris tanzen zu lassen auf meinem Tisch. Vielleicht auch noch woanders, mal sehen, ich brauche den Sieg über diesen jungen Mann, um ihn den anderen zu demonstrieren, was anderes will ich nicht. Was jetzt geschieht, ist etwas gänzlich anderes und gegen meine Absicht und ohne mein Wissen. Wenn das nicht zum Ausdruck kommen kann oder eine Darstellerin das nicht fertig bringt, dann ist das ganze Stück überflüssig. Es geschieht mit ihr etwas, woran sie schuld ist, womit sie begonnen hat, aber was sie nicht beabsichtigt hatte.«223
Den für Violetta neuen Gefühlszustand, sich bedingungslos einem Gefühl hinzugeben und nicht berechnend von der Zuneigung der Männer zu leben, entwickelt Felsenstein folgerichtig aus Violettas Ausgangspunkt, ihrem Machtstreben und gleichzeitig ihrer Existenzgrundlage, die erste Kurtisane von Paris zu sein. In der erfolgreichen Verführung des naiven Alfred beginnt, ohne dass sie sich dessen bewusst ist, ihr erstes Erleben der Liebe.224
»›Das Leben ist nur Taumel‹ sagt Violetta. Sie ist im Taumel, aber sie sagt das zu Alfred, ohne ihn anzuschauen. Zu Alfred! Warum? Weil sie von Alfred unbewusst hören will, dass es nicht nur Taumel ist. Prompt kommt auch ›Nicht dann, wenn Liebe es segnet!‹ – (Violetta:) ›Mir ist sie nie begegnet.‹ – (Alfred:) ›Mein Schicksal hängt an ihr!‹ Und das sind zwei verschlüsselte Sätze.«225
Ein diffuser Wunsch nach Liebe wird innerhalb ihres Spieles mit Alfred wach, der sich an der Ernsthaftigkeit, mit der er seine Liebe zu ihr vorträgt, entzündet. Violettas Wandlung begründet sowohl den Aufbau des Trinklieds, als auch den weiteren Aktverlauf.
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