Die ›Äußerungen und Aktionen‹ auf der Bühne werden aus der Konzeption heraus
entwickelt. Die Entscheidung über ›richtig und falsch‹ der Konzeption sieht Felsenstein in der
Partitur festgelegt. Da jedem Werk des Musiktheaters eine »echte theatralische Vision zugrunde
liegt«,182
»Jede instrumentale und vokale Tonfolge ist dramatische Aktion, und alle dynamischen, metrischen und Tempoangaben sind in erster Linie nicht technische, sondern Ausdrucks-Bezeichnungen.«183
Wenn die Konzeption dem Werk entspricht, so gilt für Felsenstein: Die für sich erklingende Musik hat keine Daseinsberechtigung im Musiktheater. Erst wenn sie einer Figur zugehörig, Ausdruck eines in einer bestimmten Situation sich befindenden Menschen, kurz: eine Äußerung geworden ist, stellt Musik etwas dar. Die Konzeption beinhaltet also neben dem Bühnenbild eine lückenlose Schilderung
Felsensteins Begriff von einer Konzeption ist folgendermaßen strukturiert: Ausgangspunkt sind die Ergebnisse des Werkstudiums, ein möglichst exaktes Wissen über die betreffende Oper. Dadurch, dass das Wissen im praktischen Kontext von Theater für die Bühne produktiv gemacht wird, erscheint es als Substanz der gedachten Vorgänge auf der Bühne. Diese Substanz muss potentiell – d. h., dann, wenn sie auf der Bühne Realität wird – stark genug sein, »es [das Publikum] zur Teilnahme zu zwingen«.184
Da ein selbstverständliches theatralisches Verständnis des jeweilig aufzuführenden Stückes nicht auszumachen ist, scheint eine Konzeption nötig zu sein, die sowohl das erworbene Wissen um das Stück als auch seine aktuelle Relevanz in sich trägt und dadurch ein notiertes Werk theatralisierbar macht. Keineswegs jedoch verlangt diese Theatralisierung vordergründige Aktualisierungen oder Deutungen, die sich |