- 129 -Homann, Rainer: Die Partitur als Regiebuch 
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scheint zwar die Tätigkeit eines Organisators des Spiels, eines Spielleiters unumgänglich. Darüber hinaus leistet der Regisseur, bzw. sein Konzept jedoch erheblich mehr. Dahlhaus fasst seine Leistung folgendermaßen zusammen:

»Er [der Begriff des Regietheaters] besagt jedenfalls, daß in einer Opern- oder Schauspielinszenierung die Konzeption eines Regisseurs als eine hinter den sicht- und hörbaren Vorgängen stehende und sich in ihnen dokumentierende Instanz fühlbar ist.«176

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Dahlhaus, C.: Vom Musikdrama zur Literaturoper, S. 296

Die szenische Realisation ist folglich neben dem in der Partitur fixierten Werk auch durch Regie-Intentionen bestimmt; die Szenen haben einen ›Autor‹, ihren Regisseur. Allerdings konstatiert Dahlhaus, dass sich im Zuge des Regietheaters Regiekonzepte und die daraus resultierenden Szenen vom Werk emanzipieren, es entsteht

»die Eigentümlichkeit (nämlich), daß sich die Konzeption des Regisseurs als solche fühlbar macht, daß also die Interpretation eines Textes in die Realisierung einer bloßen Vorlage umschlägt [...].«177

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ebd. S. 17

Auch wenn Felsenstein dieser Verselbständigung der Szene vom Text keineswegs das Wort redet, verabschiedet er sich nicht von Regiekonzeptionen. Inwiefern sich Felsensteins Konzept-Begriff vom oben skizzierten Verständnis unterscheidet, sei im Folgenden dargelegt.

Felsenstein verlangt selbstverständlich von einer Inszenierung, dass ihr eine Konzeption178

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Felsenstein benutzt Konzept und Konzeption synonym. Ich verwende im weiteren denjenigen Begriff, den Felsenstein im bearbeiteten Kontext verwendet.
zugrunde liegt. Sie soll begrifflich so klar sein, dass sie aufgeschrieben und von allen Beteiligten verstanden und getragen werden kann. Für ihn beschreibt eine Konzeption nicht die Art und Weise, wie physische Einzelhandlungen vom jeweiligen Darsteller ausgeführt werden sollen179
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»Die Konzeption bedingt ja nicht die detaillierte identische Ausführung durch zwei Besetzungen.« Felsenstein., Schriften, S. 157
und auch ein privater Reflex auf das jeweilige Werk ist keine Konzeption.180
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»[. . . ]; solange sie [die Konzeptionen] [. . . ] nur das subjektive Verhältnis des Regisseurs zum Werk widerspiegeln, solange sie nicht auch im Detail dem Werk objektiv entsprechen, sind sie unbrauchbar.« ebd. S. 108

Für Felsenstein hat die Konzeption die Aufgabe eines Vermittlers zwischen Werk und Bühne.

»Ist es [das Konzept] aus profundem Werkstudium entstanden, entspricht es in allen Einzelheiten der Partitur und wird es von allen Beteiligten überzeugt vertreten, dann gibt es keine Äußerungen und Aktionen auf der Bühne, die nicht musikalisch sind.«181

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ebd., S. 122


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