einen immensen Arbeitsaufwand verursachen, und die errungenen Resultate
wären stark von der Subjektivität des Forschers abhängig (›Diese klangliche
Umsetzung gefällt mir/gefällt mir nicht‹). Die Auswertung der Abbildung der
Gewichte hat im Gegensatz hierzu den Vorteil, einen wertfreien Vergleich der
Gewichtungskurven mit den Resultaten der anderen Analysen zu ermöglichen.
Es geht hier nicht um die Frage, ob ein Gewicht ›gut klingen‹ kann, sondern
darum, ob es Ähnlichkeiten mit den Resultaten der traditionellen Analysen
vorweist.
Schließlich muss hier ein letztes methodologisches Problem besprochen werden,
nämlich die Frage, inwiefern kleine Unregelmäßigkeiten den Verlauf des Gewichtes – und
somit seine Tauglichkeit in Bezug auf die Interpretation – wirklich beeinflussen. Wirft
man einen genaueren Blick auf Abbildung 7.3, so kann man erkennen, dass die durch die
einzelnen Gewichtungen gebildete Kurve keineswegs glatt verläuft. Solche kleine
Abweichungen dürfen jedoch ignoriert werden. Beim Einsatz eines Gewichtes in der
PerformanceRubette wird nämlich der durchschnittliche Wert aller Gewichtungen
ausgerechnet, und anschließend die einzelnen Einsatzzeiten, Lautstärken oder
Dauern7
Die Parameter Höhe, Glissando- und Crescendoanteil sind bei einer Performance eines Klavierstückes
unbedeutend.
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proportional zu ihrer Entfernung zum Durchschnitt verändert. In Abbildung 7.3 ist auch
ohne genaue Berechnung leicht einzusehen, dass die beiden hohen Gewichtungen sehr
wenig Einfluss auf den Durchschnitt haben können, so dass die Gewichtungskurve fast
immer sehr nah am Durchschnittswert bleibt. Wenn nun die angestrebte Interpretation
im Rahmen des musikalisch Sinnvollen bleiben soll, so darf man davon ausgehen, dass
die beiden sehr hohen Gewichtungen nur in einem begrenzten Ausmaß einen
Parameter verändern dürfen, und dass somit die minimalen Abweichungen zur
›glatten‹ Gewichtungskurve vergleichsweise akustisch überhaupt nicht auffallen
können.
Am Beispiel einer Verformung der Lautstärke kann man einen guten Beweis für die
geringe Bedeutung der gerade besprochenen Unregelmäßigkeiten bringen. In einer
MIDI-Datei stehen für die Lautstärke 128 verschiedene Werte – von 0 bis 127
nummeriert – zur Verfügung, so dass die nicht ganzzahligen Werte in Rubato zu einem
dieser diskreten Werte auf- oder abgerundet werden. Chopin hat schon an den meisten
Stellen des Notentextes eindeutige dynamische Angaben aufgeschrieben, die in der
Performance zwar adaptiert, aber nicht von Grund auf verändert werden sollen. Als
Faustregel soll in dieser Arbeit gelten, dass für eine musikalisch sinnvolle Adaptierung
ein Unterschied von höchstens zwei dynamischen Stufen nach oben oder nach unten
zulässig sind: Ein piano kann demnach z. B. in ein mezzo piano, gar in ein mezzo forte
verwandelt werden, aber in keinem Fall in ein fortissimo. In der PrimaVistaRubette
sind unter ›Absolute Dynamics Preferences‹ für die in dieser Etüde leiseste und
lauteste Angabe – pianissimo und dreifaches forte – 43 und 99 beispielhaft
angegeben8
Alle vorgegebenen Werte der ›Absolute Dynamics Preferences‹ kann man zwar verändern, aber sie
bilden ein kohärentes und für die jetzige Demonstration völlig ausreichendes Referenzsystem.
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,
was einen Gesamtspielraum von ca. 60 verschiedenen Werten für dynamische
Unterschiede lässt. Unter diesen Bedingungen bedeutet eine Adaptierung von piano auf
mezzo forte z. B. eine Verschiebung der Werte von 50 (piano) auf 64 (mezzo forte),
folglich eine Differenz von 14 Zählern. Wenn aber nun das Gewicht von Abbildung
7.3 für die dynamische Verformung benutzt werden
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