- 5 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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Ziele und Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit hat drei Ziele, die eng miteinander verbunden sind. Erstens soll herausgefunden werden, inwiefern mit Rubato die wissenschaftlich begründbare Erstellung einer aussagekräftigen (die Struktur zum Vorschein bringenden), ausdruckstarken (Emotionen erweckenden) und stilgerechten (dem Komponisten getreuen) Performance3

3 Diese drei Adjektive sollen im Verlauf der Arbeit oftmals durch den Ausdruck ›musikalisch sinnvoll‹ ersetzt werden. Diese Wahl soll keineswegs als eine nach Kriterien festgelegte Wertung der Musik, sondern nur als praktische Abkürzung verstanden werden.

eines Stückes möglich ist. Zu diesem Zweck sollen zwei Etüden von Chopin als Objekte herangezogen werden. Die detaillierte Analyse von kommerziell verfügbaren Aufnahmen dieser Etüden wird dazu dienen, ein Bild davon zu verschaffen, wie diese Stücke von Pianisten interpretiert werden (können), um mit der Software einer solchen Interpretation näher zu kommen. Mit einer empirischen Untersuchung soll schließlich kontrolliert werden, inwiefern die entstandenen Performances ihre Ziele erreicht haben.

Zweitens soll die Kluft zwischen der MaMuTh und den herkömmlichen Analysetechniken näher untersucht werden. Hierfür wird die im deutschsprachigen Raum sehr wenig bekannte parametrische Analyse (nach Jan LaRue) zum Vergleich mit den analytischen Gewichten Rubatos benutzt werden. Die Resultate der Interpretationsanalyse sollen als zusätzlichen Kontrollmechanismus benutzt werden: Stimmen die Resultaten beider traditionellen Analysen untereinander überein, aber nicht mit den Resultaten der computergestützten Analyse, so wird die Diskrepanz zwischen mathematischer und musikalischer Theorie zu diskutieren sein.

Beim Vergleich zwischen den traditionell und den mit dem Computer erzeugten analytischen Resultaten wird es von besonderem Interesse sein, die mit der parametrischen Analyse isolierten zusätzlichen Angaben Chopins – z. B. Anweisungen zur Dynamik, zur Agogik, zur Artikulation oder zum Pedal – mit den Gewichtskurven zu vergleichen. Das Vorliegen von Übereinstimmungen würde bedeuten, dass Rubato dazu imstande ist, aus den Informationen über die Basisparameter (Einsatzzeit, Dauer und Höhe der Noten) heraus zu extrapolieren und andere musikalische Informationen zu finden. Dies hieße wiederum, dass Korrelationen zwischen diesen verschiedenen Parametern existieren, was eine bedeutende Erkenntnis wäre.

Als drittes Ziel soll hier der Versuch unternommen werden, die Arbeit mit Rubato zu systematisieren, um die Subjektivität des Benutzers so weit wie möglich auszuschalten. Zu diesem Zweck soll als erstes empirisch herausgefunden werden, ob und wie eine signifikante Auswahl von Gewichten errechnet werden kann. Diese erste Auswahl soll anschließend nochmal reduziert werden, indem sie mit den Resultaten der traditionellen Analysen verglichen werden. Die Gewichte sollen durch dieses ›Filtrieren‹ auf eine leicht überschaubare Anzahl reduziert werden. Durch den Einsatz der herausgefilterten Gewichte in die Interpretationsgestaltung soll die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges – der Gestaltung einer aussagekräftigen, ausdrucksstarken und stilgerechten Interpretation – erhöht werden.

Hinter dem Versuch, die drei genannten und zum guten Teil auf Rubato bezogenen Ziele zu erreichen, soll in dieser Arbeit auch ein wichtiges, allgemeines Problem der Interpretationsforschung diskutiert werden. Die Frage der Vieldeutigkeit eines


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