ZusammenfassungEs wurde hier der Versuch unternommen, mit der Software Rubato auf wissenschaftlich nachvollziehbare Weise eine Performance der beiden Etüden Op. 25 Nr. 11 und 12 von Chopin zu synthetisieren. In Teil I dieser Arbeit wurden zu diesem Zweck theoretische Grundlagen geschaffen und die Funktionsweise der Software kurz erklärt. In den Teilen II und III wurde jeweils eine Etüde mit Hilfe von traditionellen Methoden genauestens analysiert und die erzeugten Resultate mit denen der informationstechnologischen Analysen verglichen. Durch diesen Vergleich konnte eine Auswahl von analytischen Gewichten getroffen werden, welche wiederum in Teil IV dazu benutzt wurden, eine Performance der beiden Etüden zu generieren. Diese klanglichen Resultate wurden schließlich bewertet, um über die Qualität der entstandenen Performances eine Aussage treffen zu können. Eine der wichtigsten Erkenntnisse dieser Arbeit ist die Schwierigkeit, mit Rubato auf wissenschaftlich nachvollziehbarer Weise eine Interpretation der Etüden Op. 25, Nr. 11 und 12 von Chopin zu gestalten, deren Qualität mehr als nur befriedigend ist. Die zu diesem Zweck entwickelte Prozedur zur Auswahl der Gewichte konnte keine überzeugende Resultate liefern, und es konnte auch keine Alternative gefunden werden – mit Ausnahme eines subjektiveren Umgangs mit den Gewichten. Ferner erscheint es als unwahrscheinlich, dass sich die Prozedur mit größerem Erfolg auf andere Werke bzw. auf andere Komponisten übertragen lassen würde. In Bezug auf diese Problematik ist die Forschung mit Rubato folglich an den Punkt zurückgekommen, der auch der Ausgangspunkt dieser Arbeit gewesen ist. Doch die auf dem Weg gesammelte Erfahrung ermöglicht es, neue Richtungen vorzuschlagen, um wissenschaftlich nachvollziehbare bzw. (halb-)automatisch generierte Interpretationen zu erstellen, die musikalisch sinnvoll erscheinen. Wenn auch die vorgeschlagene Methode zum Herausfiltrieren von interpretationstauglichen Gewichten ihre Grenzen gezeigt hat, werden die in Kapitel 3.1.3 vorgeschlagenen Maßnahmen zur systematischen Eingrenzung der zu errechnenden Gewichte der zukünftigen Forschung mit Rubato von großem Nutzen sein. Die dort gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf die Ähnlichkeit der Gewichte im Verhältnis zu den Einstellungsparametern werden sicherlich dazu beitragen, anderen Forschern Zeit und Mühe zu ersparen, indem nicht charakteristische Gewichte unbeachtet bleiben. Die Implikationen des Vergleichs der Gewichte mit den Resultaten anderer musikanalytischer Methoden sind bedeutend. Bei der Filtrierungsprozedur wurden verhältnismäßig nur sehr wenige Gewichte beibehalten, was auf eine limitierte Übereinstimmung der traditionellen Analysen und der üblichen Musizierpraxis mit den Resultaten Rubatos schließen lässt. Außerdem konnten die meisten dieser Gewichte mehrere Wendepunkte oder Spitzen an Stellen vorweisen, die zwar bei der traditionellen Analyse aufgefallen waren, aber keineswegs untereinander in Beziehung standen. So konnten in einer Interpretation plötzlich betonte Akkorde, Unterbrechungen des Notenflusses sowie Tonwiederholungen durch die Benutzung eines |