- 177 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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Grundlage für das Filter richtig war.

Die Entscheidung, Gewichte auf das jeweils ganze Werk anzuwenden und keine andere Trennung der Prädikatenlisten als in Stimmen (bzw. Händen) vorzunehmen, muss ebenfalls als richtig bestätigt werden. Jegliche Einteilung des Notentextes in Abschnitte, um die ausgewählten Gewichte gezielter auf Teile des Stückes einzusetzen, wäre – wie im Falle des hier realisierten künstlerisch-technischen Experimentes – von einer ziemlichen Subjektivität geprägt gewesen, so dass dadurch der ganze Vorgang an Wissenschaftlichkeit deutlich verloren hätte. Es muss die Tatsache in Erinnerung bleiben, dass aufgrund der riesigen Anzahl von Gewichten, die prinzipiell in Rubato für eine Interpretation zur Verfügung stehen (können), und aufgrund der Möglichkeit, diese Gewichte auf verschiedenste Weise zu verändern und zu kombinieren, und schließlich auf beliebige Teile der Werke anzuwenden, theoretisch so gut wie jede denkbare Interpretation synthetisiert werden kann. Es ist gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass mit Hilfe von mehr Gewichten, Veränderungen, Kombinationen und Teilungen der Prädikatenlisten eine bessere Interpretation gestaltet werden könnte, aber ihre Bedeutung wäre ab einem gewissen Grad an Komplexität unmöglich zu erfassen. Eine solche Gestaltung würde sich immer mehr von der Wissenschaft entfernen, um der Kunst näher zu kommen: Es wäre kein Interpretations-›Rezept‹ mehr, das systematisch angewendet werden kann, sondern eine beliebig gestaltete, durch die Subjektivität des Forschers geleitete Suche nach einer zufriedenstellenden Interpretation. Bei einem solchen Vorgang besteht das Rohmaterial zwar (u. a.) aus wissenschaftlich begründbaren Resultaten (nämlich aus analytischen Gewichten), aber ihre Kombinierung bleibt keineswegs Schritt für Schritt begründbar, so dass dieser Vorgang nicht mehr als wissenschaftlich betrachtet werden darf.

Der hier unternommene Versuch, mit Rubato auf wissenschaftlich begründbare Weise eine aussagekräfige, ausdrucksstarke und stilgerechte Interpretation zu synthetisieren, konnte über mittelmäßige Resultate nicht hinausgehen. Darüber hinaus gibt es keinerlei Hinweise über Möglichkeiten, diese Resultate zu verbessern, ohne dass die Wissenschaftlichkeit des Verfahrens darunter leiden würde.


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