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In T. 42 wird unter sehr komplexen harmonischen Umständen das C – die Septime des halbverminderten Akkords auf D – in ein H verwandelt3

3 Es ist auch die einzige Stelle im ganzen Stück, an welcher in der auf- und absteigenden Wellenbewegung verschiedene Noten benutzt werden (vgl. Kinzler [1977], S. 44).

(Abbildung 8.17). Diese C-H-Bewegung ist ein antizipierter Quart-Terzvorhalt der im nächsten Takt mit einem Quintfall D-G im Bass auftretenden Dominante. Das problematische As ist somit aus dieser Perspektive ein antizipierter – und erst zwei Takte später aufgelöster – Non-Oktavvorhalt.



Abbildung 8.17: Etüde Nr. 12, T. 41–43. Antizipierte Quart-Terz- und Non-Oktavvorhalte.


Aus einer Betrachtung der Melodie im engen Rahmen ergaben sich keine im Hinblick auf die anstehende Interpretation nutzbaren Erkenntnisse. Die Wichtigkeit der einzelnen Intervalle – sowohl die diachronischen als auch die synchronischen – wird durch das hohe Tempo zugunsten der harmonischen Verhältnisse stark verringert. Daher braucht auf die internen Verhältnisse der Wellenbewegungen nicht weiter eingegangen werden.

Der zweite Blickwinkel auf die Melodie betrifft die Linie, die im Daumen der rechten Hand durch Akzente markiert ist. Dieser cantus ist das wichtigste wahrhaftig melodische Element der Etüde (im Gegensatz zu den Wellenbewegungen, die einen begleitenden Charakter haben), und als solcher zieht er sich durch das ganze Stück hindurch. Er ist gekennzeichnet durch sehr kleine Intervalle – meistens Sekunden oder Terzen – und einen geringen Ambitus.

Der cantus wird stets von einem ›Echo‹ im kleinen Finger begleitet4

4 Bei einer Betrachtung der benutzten Finger wird besonders deutlich, dass es sich bei diesem Stück um eine Etüde handelt: Der einheitliche, feste Fingersatz bestimmt größtenteils, welche Noten gespielt werden, und nicht umgekehrt. Auch die metrischen Besonderheiten der T. 7–8 u.ä., auf die in der Analyse des Rhythmus näher eingegangen werden soll, sind auf den festen Fingersatz zurückzuführen, oder mindestens durch ihn erklärbar.

. Dieser Wiederhall ist meistens durch einen Akzent, manchmal aber auch durch einen zusätzlichen Notenhals gekennzeichnet5

5 Wie schon auf S. 271 dargelegt, ist die Rolle der Akzente und der zusätzlichen Notenhälse in dieser Etüde dieselbe.

. In der Regel ist er genau eine, zwei oder drei

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