für Gebildete. Allerdings war diese Sprachregelung vom Intendanten Ferenc von Beniczky für die Saison 1888/89 eingeführt worden, so daß sie nicht allein auf Mahler zurückgeführt werden kann.34 Zoltan Roman, Gustav Mahler and Hungary, Budapest 1991, S. 42. |
Mit dieser Maßnahme wurde einer weit verbreiteten Tendenz zur »Madjarisierung« in Ungarn entsprochen. Ausnahmen dieser Regelung wurden bei Kurzzeitengagements zugelassen. Lilli Lehmann erwähnt in ihren Memoiren, sie habe in Budapest unter Mahler im Don Juan italienisch gesungen, wobei es sich um die Aufführung handelt, die von Brahms so gerühmt wurde.35 Vgl. Blaukopf, Dokumente, S. 189. |
Ludwig Karpath berichtet, daß nur die deutsche Sprache auf der Bühne nicht gesungen wurde, die aus politischen Gründen verpönt gewesen sei.36 Karpath, Begegnung, S. 13. |
Mahler selbst versprach gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Budapest in einem Zeitungsartikel, die ungarische Sprache zu erlernen, was er aber nicht eingehalten hat.37 La Grange I, S. 286f, auch Blaukopf, Dokumente, S. 188 und Karpath, Begegnung, S. 13. |
Angesichts von Mahlers Wagner-Enthusiasmus fürchtete man in Budapest, er werde die Oper in eine Filiale Bayreuths verwandeln. Mahler entging dieser Befürchtung, indem er Opern ungarischer Komponisten auf den Spielplan setzte. Auch Anzeichen von Antisemitismus begegneten Mahler in Budapest; am Ende seiner ersten Saison warf man der Oper im ungarischen Parlament vor, sie engagiere nur Juden und interessiere sich nur für die jüdische Bourgeoisie, weshalb sie von der ungarischen Aristokratie gemieden werde.38 Zit. bei Roman, Mahler and Hungary, S. 59f; vgl. La Grange I, S. 298. |
Antisemitische und ungarisch-nationalistische Anfeindungen gehörten zu den Gründen für Mahlers frühzeitiges Ausscheiden aus seinem noch acht Jahre laufendem Vertrag im März 1891. Vor allem der seit Anfang 1891 amtierende neue Intendant Géza von Zichy, aber auch Teile der Presse attackierten Mahler aus dieser Richtung.39 Roman, Mahler and Hungary, S. 115–133; La Grange I, S. 324, 334f, 339; Blaukopf, Dokumente, S. 187f. |
Ludwig Karpath hebt hervor, daß der Nestor der ungarischen Presse, chauvinistisch gegen alles deutsche und österreichische eingestellt und antisemitisch angehaucht, in seinem dem Abgang Mahlers gewidmeten Leitartikel beklagt habe, »daß dieser deutsche Jude der einzige war, der die bis zu seinem Erscheinen so polyglotte ungarische Oper in ein einheitlich nationales Institut verwandelt hat«40 Karpath, Begegnung, S. 20. |
. b. Auseinandersetzungen mit dem Deutschnationalismus, dem Wagnerismus, dem Sozialismus und dem Pazifismus Um 1880 gehörte Mahler in Wien einem Kreis von Freunden an, zu dem auch der Dichter Siegfried Lipiner und der Sozialist Victor Adler zählten. Sie sollten für den weiteren Lebensweg Mahlers bedeutsam werden. Der Kreis41 Vgl. zu den weiteren Mitgliedern dieses Kreises und zu dessen gleichzeitig sozialistischen und deutschnationalen Zielen auch La Grange I, S. 102–113. |
stand dem Sozialismus nahe und verfolgte gleichzeitig deutschnationale Ziele. Zusammen mit dem Sozialisten
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