- 248 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Die weiteren Nennungen sind H21/D (mehrfach), B24/B, K27/B (mehrfach), W33/B, K27/C, Ka24/A, A26/A.

Analog zur Untersuchung der Nennungen von 1906–07 gilt der Kategorie Marsch eine besondere Betrachtung. Die Anzahl von acht Nennungen (= 47,1 %) zum ersten Satz ist prozentual ähnlich hoch wie 1906–07 (50,0%) und ist jetzt das am meisten genannte Charakterisierungsmoment. Genauso wie 1906–07 liefern die Epitheta auch hier ähnliche Aussagen zum Charakter desselben. Die aussagekräftige Inbeziehungsetzung des Marschrhythmus zu den Soldatenliedern wurde schon erwähnt [A26/A]. Eine weitere Rezension bringt denselben Gedanken, ferner die Idee des Grauenvollen und des Untergangs zusammen: »Inmitten dieses Grauen steht ein Mensch, doch nein, er geht, er marschiert, er sucht einen Weg, er schlägt die Trommel, nichts kann ihn aufhalten, er sinkt in Abgründe, er marschiert weiter, Fratzen blecken, er beißt die Zähne zusammen und marschiert, formlose Massen stürzen vor ihm nieder, er marschiert. Am Schluß der Symphonie bricht er zusammen; ein ganz ungewohnter Schluß bei Mahler.« [W33/F]

Die Marschrhythmen werden ferner als »verhalten« [B20/A] »seltsam« [A26/A] und »ehern hingehämmert« [D30/B] bezeichnet. Ein anderes Mal wird der Rhythmus, ohne das Epitheton »Marsch«, als »fatal, hart, unerbittlich« bezeichnet [H21/D]. Neben einigen Nennungen des Marsches ohne nähere Beschreibung [F26/A; F26/C; K27/B] ist noch eine Passage erwähnenswert: »Das Jammertal, das Mahler im ersten Satze der Sechsten so knirschend und beißend schildert, läßt ihn daraus entfliehen, der Oede und Weltferne sich zuwenden: unter einem Marschrhythmus und mit Komplikationen jeglicher Art, die so extravagant oft auffallen, daß darüber die Großmeisterschaft im koloristischen in Frage gestellt scheint.« [H21/F]

Auch hier wie in allen Fällen zeigt sich, daß der Marsch von keinem Rezensenten mit den Charakteristika der Parade-Märsche in Verbindung gebracht wird. »Das Immerfort des Marschierens, das doch nicht zum Fließen wird«, heißt es entsprechend in einer Hannoveraner Rezension [Ha31/A]. Eher wird die Negativität des Satzes – das »Jammertal« – damit in Verbindung gebracht.

Die angeführten Beispiele können insgesamt das numerisch ermittelte Ergebnis inhaltlich anreichern und in der Aussage verdeutlichen. Sowohl das numerische Ergebnis als auch die beispielhafte Verdeutlichung, noch besser aber die Kombination von beidem ergeben ein fundiertes Bild der Wahrnehmung der Symphonie in den Zeiträumen 1906–07 und 1919–33.

Schließlich kann der vergleichende Blick auf die Auswertung der einzelnen Sätze zwischen 1906–07 einerseits und 1919–33 andererseits die gewonnen Erkenntnisse bestätigen bzw. noch geringfügig ergänzen.


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