- 159 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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auf den Expressionismus auszumachen, etwa in seinem 1920 erschienenen Aufsatz Expressionismus und künstlerische Wahrhaftigkeit153
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Th. W. Adorno, Expressionismus und künstlerische Wahrhaftigkeit, in: Die Neue Schaubühne 2 (1920), S. 223–236, wiederabgedruckt in den Gesammelten Schriften Band 11, S. 609–611.
. Ein Vergleich von Adornos und Redlichs Interpetationen der Sechsten mit dem oben zitierten Vorwort von Kurt Pinthus zu seiner Sammlung Menschheitsdämmerung von 1919 legt die Nähe offen. Pinthus wollte in diesem Vorwort »einen Querschnitt durch diese Poesien versuchen«154
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Pinthus, Menschheitsdämmerung, S. 26.
. Die folgende Tabelle zeigt, daß sich die entscheidenden Topoi der Texte von Redlich (zitiert S. 144) und Adorno (s.o.) bei Pinthus wiederfinden:



Redlich (1930)
Adorno (1930)
Pinthus (1919)



Grauen vor dem eisernen Zeitalter Grauen (27, 29), schwelt als allgemeines Grauen (30)



Fernbeben des heranziehenden Krieges dröhnend (22) dumpfes Heranrücken (26), den heranrollenden Zusammenbruch einer Menschheit (26), donnerte (27), aufgedonnert (28)



gespenstisch, clair obscure gespenstisch und schemenhaft; Traumbatallione in die Dämmerung versank (25)



leuchtet der Widerschein der Krieg schwelt als allgemeines Grauen (30)



eines weiten aber gefährlichen Feuers in einem Feuerstrom ineinanderstürzten



Angst vor dem Feuer



Trauer tragischer Ausdruck Traurigkeit (30)



eine dem zerstörenden Brand geweihte Welt Ruinen (27), die Welt vernichten (27), chaotische Zerschmetterung (30), die Erde, die unter ihnen auseinanderbarst (30)



schmilzt die Formkruste feindliche Kruste (29)



ganze Länderregionen vulkanisch erglühten furchtbare Ausbrüche, die die Welt vernichten (27); Eruption (29, 30)



Signal der Katastrophe im furchtbaren Bewußtsein des Untergangs



Ende der Ordnung eine erstarrte Gemeinschaftsordnung (26), Zusammenbruch einer Menschheit (26)



Krise der bürgerlichen Welt Zerbrechen der alten Gemeinschaftsformen (28)



zitterte schwankenden Pontons Erschütterungen (22)



Anstoß der Revolte; revolutionärer Impuls Aufforderung zur Empörung (28), Aufruhr (28)



Übereinstimmungen finden sich in den Vorstellungen des Zitterns, Bebens und Dröhnens, des Grauens und der Tragik, des Düsteren und schemenhaft zu Erkennenden, in den Bildern der Zerstörung, Vernichtung und Untergang, der Eruption von erhärteten Flächen, schließlich in der Wahrnehmung vom Ende der Ordnung und im Aufruf zur Revolte. Gegenüber den vielen Übereinstimmungen vermißt man bei Pinthus allenfalls die Metaphorik des zerstörerischen Feuers. Diese gehörte


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