- 14 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Die rezeptionsgeschichtlichen Untersuchungen zu Mahler haben sich in der Vergangenheit vor allem Fragen von Akzeptanz und Popularität zugewandt. Als zentrales Anliegen galt es, den enormen Popularitätszuwachs seit den sechziger Jahren zu erklären. Die Sechste Symphonie stand dabei naturgemäß am Rande, da sie bislang am geringsten von diesem Zuwachs an Interesse profitiert haben dürfte – sie gehört nach wie vor zu den am wenigsten gespielten Werken Mahlers. Eine andere Richtung rezeptionsgeschichtlicher Forschung unternahm es, aus den Rezeptionsdokumenten Rückschlüsse auf die Gestalt und Aussage des Werkes zu ziehen. An die grundlegenden Überlegungen Friedhelm Krummachers von 197960
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Friedhelm Krummacher, Rezeptionsgeschichte als Problem der Musikwissenschaft, in: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, 1978/79, S. 154–170.
schloß sich Bernd Sponheuer mit einer entsprechenden Untersuchung zum dritten Satz der Ersten Symphonie Mahlers an61
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Bernd Sponheuer, Dissonante Stimmigkeit. Eine rezeptionsgeschichtliche Studie zum dritten Satz der Mahlerschen Ersten, in: Gustav Mahler, hg. v. Hermann Danuser, Darmstadt 1992 (= WdF 653), S. 159–190.
. Schließlich zeigen die oben zitierten Ausführungen Danusers und Krummachers Möglichkeiten eines rezeptionsgeschichtlichen Ansatzes auf. Dennoch haben sowohl Sponheuer als auch Danuser die hier zu diskutierende Interpretationskonstante zurückgewiesen.

Die umfassende Studie von Juliane Wandel zur Rezeption der Mahlerschen Musik beschränkt sich auf die Zeit bis zum Tode Mahlers. Die darin gesteckte Aufgabe, anhand von Aufführungskritiken alle Symphonien rezeptionsgeschichtlich zu behandeln, gewährt jedem einzelnen Werk nur begrenzten Raum, im Durchschnitt etwa 20 Seiten. Aussagen einzelner Kritiken werden kompiliert, so daß als Ergebnis ein Überblick über die wichtigsten Rezeptionsmomente der Werke erscheint. Die Untersuchung wird, wie vielfach in der Musikwissenschaft, weitgehend an überregionalen Musikzeitungen geführt, wogegen regionale Tageszeitungen zumeist nur im Falle Wiens herangezogen werden. Die sich anschließende systematische Auswertung diskutiert einige zentrale Kategorien und formuliert Ergebnisse. Sie bietet interessante Einsichten, erweist sich aber für die hier aufgeworfene Fragestellung als zu allgemein.

Genau wie die Arbeit Wandels konzentriert sich auch die kurze Zeit später erschienene Untersuchung von Christoph Metzger zur Mahler-Rezeption62

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Christoph Metzger, Mahler-Rezeption, Wilhelmshaven 2000.
ganz auf die Symphonien. Diese weitgreifende Studie zieht den Gesichtskreis über Mahlers Tod hinaus. Aufführungszahlen und -tabellen belegen den Wandel der Popularität des Komponisten und einzelner Werke. Inhaltliche Aspekte seitens der Musikkritik arbeitet die Studie anhand der Dritten Symphonie heraus. Die Untersuchung, die bis in die dreißiger Jahre reicht, referiert die zentralen Erörterungspunkte zu dem Werk: Ausdruck, Charakter, Wollen und Können, Nation, Form, Klangfarbe, Relativierung des Urteils, Dirigent, Publikum. Das »empirische Verfahren«, das hier aufgegriffen wurde und auf Eggebrecht zurückgeführt wird, ist jedoch nicht dokumentiert. Demzufolge dürfte dieses Verfahren einem strengen Verständnis von Empirie nicht entsprechen. An die Auswertung der Zeitungskritiken schließt sich eine Zusammenfassung der musikwissenschaftlichen Diskussion um Mahlers Musik bis in die Gegenwart an, die an einzelnen Wissenschaftlern orientiert ist. Ein weiteres

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