- 103 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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»I. Entstehung« bildete, wird im dort folgenden Abschnitt »II. Analyse« gestützt. Redlich arbeitet zunächst Tonsymbole Mahlers heraus:

»Herdenglocken: Tonsymbole tiefster Einsamkeit und Weltabgewandtheit;

tiefe Röhrenglocken: Glockengeläute als Symbol kirchlicher Dogmen;

das Motiv der kosmischen ›Hybris‹: der Dur-Dreiklang, dessen Mittelnote zur Mollterz hinabsinkt, und der sich vom Hintergrund des erbarmungslosen Schicksalsrhythmus abhebt [...]

Holzklapper und Xylophon: Hohngelächter des Teufels.

Der Hammer: Axthieb des Schicksals.

Das Chaos als musikalisches Symbol: Schuberts alterierter Terzquartakkord (des Liedes ›Am Meer‹) mit seiner Auflösung, die dem Akkord der Sixte Ajoutée entspricht, dem Tonsymbol tonaler und damit atmosphärischer Unbestimmbarkeit.«94

94
Redlich, Vorwort zur Taschenpartitur der VI. Symphonie Gustav Mahlers, Mainz 1968, S. VIIIf.

Diejenigen Passagen seiner Analyse, die auf Kriegerisches hinweisen und seine Interpretation stützen, seien hier zusammengestellt, um anschließend Grundlinien zu erkennen:

»den unerbittlichen Marschrhythmus [...], der sich im Scherzo als diabolischer Tanz im Drei-Achtel-Takt maskiert, wobei seine Blutsverwandtschaft mit den militärisch einherstampfenden Anfangstakten des ersten Satzes sich besonders in der Wildheit des Schlagwerkes wie in der gemeinsamen a-moll-Tonalität enthüllt.«95

95
Ebd., S. XII.

»Darüber hinaus ist den beiden Ecksätzen noch das Element des grundierenden Marschrhythmus gemein; verbissen und schwer im ersten Satz, kriegerisch oder im Rhythmus feierlicher Prozessionen im Finale.«96

96
Ebd., S. XIII.

»Die im fanatischen Marschrhythmus heranbrausenden Allegroteile [des vierten Satzes]«97

97
Ebd., S. XXIII.

»Schließlich beziehen beide Ecksätze besondere Impulse aus den thematisch koordinierten Choralthemen, die das stärkste Gegengewicht zu den militanten Marschmelodien ihrer Allegrosätze bilden.«98

98
Ebd., S. XIV.

»Die beiden Ecksätze der VI. Symphonie hängen aufs innigste zusammen durch gemeinsames Themenmaterial von großer Wandlungsfähigkeit in seiner choralmäßig-melodischen Modellstruktur. Der intime Zusammenhang dieser Themenwelt untereinander und ihr Symbolcharakter als Choral zum Schweigen verdammter Gemeinschaften [...]«99

99
Ebd., S. X.


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