Virtuelles Prüfungssystem
Philipp Hügelmeyer, Robert Mertens
1 Einleitung
Klausuren und die damit verbundene Korrekturarbeit binden gerade bei
Großveranstaltungen einen nicht unerheblichen Teil der zur Verfügung stehenden
Arbeitskraft. Da Großveranstaltungen in den meisten Fällen Veranstaltungen im
Grundstudium sind, bleiben die Inhalte oft gleich oder werden nur wenig verändert.
Daher können auch Fragen und Übungsaufgaben in vielen Fällen wieder verwendet
werden. Da nicht nur Fragen und Aufgaben, sondern auch Lösungsansätze und
Antworten oft immer wieder auftreten, lässt sich die Korrektur hier mit vertretbarem
Aufwand automatisieren oder zumindest teilweise automatisieren. Dies gilt nicht nur für
multiple-choice Aufgaben, sondern auch für Programmieraufgaben und in Einzelfällen
sogar für Freitext. Durch die Automatisierung der Korrektur werden Kapazitäten frei,
die zur intensiveren Betreuung der Studierenden genutzt werden können. Dies
gilt nicht unbedingt für die Lehrenden der jeweiligen Veranstaltungen, die mit
der eigentlichen Korrekturarbeit meist ohnehin nicht befasst sind, sondern für
wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte. Daher wird hier nicht Lehr-
sondern Betreuungskapazität frei. Dies gilt nicht nur für Klausuren, sondern auch
für wöchentliche Übungsaufgaben und Tutorien. In einigen Fällen ist an der
Universität Osnabrück die regelmäßige Bearbeitung von Übungsaufgaben erst möglich
geworden. In anderen Veranstaltungen ist es durch den Einsatz halbautomatisierter
Korrekturprogramme gelungen, höhere Studentenzahlen bei gleich bleibender
Personalstärke zu betreuen.
Im weiteren Verlauf werden Erfahrungen geschildert und analysiert, die an der
Universität Osnabrück über mehrere Jahre hinweg mit dem Einsatz und der Entwicklung
von Systemen zu Korrekturunterstützung bei Tutorien und Klausuren gemacht worden
sind.
2 Hintergrund
1997 wurde an der Universität im Rahmen des Projektverbundes ›VIRTUELLER
CAMPUS‹ der Universitäten Hannover - Hildesheim - Osnabrück mit der Entwicklung
eines intelligenten, tutoriellen Systems und einem prototypischen Lehr-Lern-Modul für
die Programmiersprache Prolog begonnen (Wagner, 2000, S. 18). In den Folgejahren
wurde ein Lisp-Modul für das System entwickelt (Peylo, Thelen, Rollinger & Gust, 2000,
S. 72). Beide Module wurden in mehreren Lehrveranstaltungen
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