- 95 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Bevölkerungsgruppen nicht klar musikalisch voneinander abgegrenzt (gerade die bunte Mischung in dem Viertel, aber auch innerhalb der Crackers-Bande hätte dieses angeboten), sondern nur wenig voneinander abweichende musikalische Idiome verwendet. Einzig Dillard und die lateinamerikanischen Einwanderer werden mit der Bluesmusik und dem Salsa-Pop musikalisch vom Rest der Bevölkerung abgesetzt. Die restlichen Popstücke ähneln sich mehr oder weniger stark.

Demnach muss die Frage nach dem dramaturgischen Wert der Popstücke aufgeworfen werden: »Finally, there remains the question of the dramatic value of using pop songs under dramatic situations in a film. Many times the songs bear little or no relation to what is on the screen and are obviously gratuitous attempts to pander to a certain trendiness.«236

236
Prendergast (1992), S. 286
Diesen Vorwurf muss sich auch die Musik im Film Crackers gefallen lassen. Vor allem der Einsatz der Takes 4, 6 und 28 entbehrt jeder dramaturgischen Notwendigkeit und basiert allein auf der Funktion der Musik als einer rein atmosphärischen Zutat und versuchten Vermittlung eines spezifischen Zeitgeistes. Somit vermögen diese Stücke bei einer Rezeption 20 Jahre nach Entstehen des Films lediglich einen nostalgisch-dokumentarischen Eindruck vom Lebensgefühl und Musikstil der frühen 80er-Jahre vermitteln.

Im Gesamtkontext der Musikdramaturgie im Malleschen Oeuvres hat der Film Crackers demnach lediglich einen marginalen Wert: Er zeigt die gängige filmmusikalische Alltagspraxis Hollywoods bei Nicht-Autorenfilmen und liefert ein zeitgenössisches Dokument der in den frühen 80ern aktuellen Popstile und –sounds.

  Alamo Bay – Ry Cooder, Texas

Mit dem Werk Alamo Bay schloss Malle die Reihe seiner amerikanischen Spielfilme 1978–1985 ab, bevor er für Au revoir, les enfants wieder nach Frankreich zurückkehrte.

Die Handlung des Films basiert auf wahren Begebenheiten, die sich in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren an der texanischen Golfküste zugetragen hatten. Malle wurde seinerzeit ähnlich wie beim Film Atlantic City, U.S.A. durch Zeitungsartikel angeregt. Diese berichteten von schweren Unruhen zwischen vietnamesischen Arbeitern und einheimischen Fischern. Mit dem Journalisten Ross Milloy erkundete Malle die Schauplätze in Texas und beauftragte Alice Arlen mit dem Schreiben eines Drehbuchs.

 Der junge Vietnamflüchtling Dinh lässt sich im texanischen Fischerstädtchen Port Alamo nieder mit dem Vorsatz, sich möglichst schnell in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren. Er findet eine Anstellung als Krabbenfischer beim liberalen Wally, der mit den übrigen Vietnamesen kooperiert. Dessen Tochter Glory ist die Geliebte des weißen Fischers Shang, den neben einer zerrütteten Ehe auch finanzielle Sorgen plagen, da sein Schiff verpfändet wird. Schon bald kommt es zu Spannungen zwischen den emsig-eifrigen vietnamesischen Arbeitskräften und den übrigen weißen Fischern, die die wirtschaftliche Konkurrenz fürchten und sich in ihrer Existenz bedroht sehen. Der Ku-Klux-Klan erhält Einzug und vertreibt mit seinen Aktionen die vietnamesische Gemeinde aus dem Ort.


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