Wohnung unter jener Fensterfront befindet. Die Gauner liegen wie gebannt
auf dem Glas und sehen, wie der Künstler seine skurrile Lichtspielmaschine
vorführt, während Maxine nur daran interessiert ist, ihn auszuziehen. Nach ihren
Worten: »You’re gonna tell me everything about your mother. Now put the
music on!« setzt die ›Miniatur-Ouvertüre‹ der Suite ein, welche schließlich
vom ›Tanz der Zuckerfee‹ abgelöst wird. Während der Ouvertüre zeigt die
Kamera die Gauner auf der Fensterfront, die halb interessiert, halb belustigt die
Vorgängen unter sich verfolgen. Beim Überfaden zum ›Tanz der Zuckerfee‹ erblickt
der Filmbetrachter Maxine, die sich nun zum Tanzen animiert fühlt und den
entlarvenden Ausspruch »This is one of my favourite pieces of music. What is it?«
tätigt. Nach ihrem anschließenden grotesken Striptease – ihre Interpretation
des Tanzes der Zuckerfee – macht sie das Licht aus, womit auch die Musik
endet.
Die Komik dieser Szene entsteht durch das Zusammenspiel von den Lichteffekten des
Kunstwerks und den glockenartigen Klängen der Celesta, was eine Atmosphäre
kreiert, die an bestimmte Szenen von Zazie erinnert. Zu dieser surrealistischen
Szenerie kommt noch die Präsenz der Einbrecher auf dem Glasdach hinzu, wobei
Weslake begreifen muss, dass Maxine nicht nur ihn als Liebhaber hat. Es wird
deutlich, dass Maxine nur vorgibt, diese Musik zu mögen, um dem Künstler zu
schmeicheln, jedoch nicht die geringste Ahnung hat, was sie gerade hört. Der
Künstler wird seinerseits persifliert, indem er unter einem Ödipuskomplex zu leiden
scheint und – im Gegensatz zu dem, was bei seinem extravaganten Kunstwerk zu
erwarten wäre – triviale Populärklassik bevorzugt. Insgesamt fällt jedoch mehr die
surrealistische Gesamtanordnung der Szene als jene Ironie auf musikalischer Ebene ins
Auge.
Takes im On
Auf die Alarmanlage und die Barmusik, sowie der Hintergrundsmusik in Take 16
muss an dieser Stelle nicht detailliert eingegangen werden; diese Ausschnitte
dienen lediglich der Authentisierung der Szenen bzw. einer atmosphärischen
Untermalung.
Fazit
Es ist dem Film Crackers deutlich anzumerken, dass Malle bei der Entstehung des Films
und bei den Dreharbeiten nicht die für ihn gewohnte Entscheidungsfreiheit besaß. Dieses
spiegelt sich auch in der Musikdramaturgie wider. Anders als bei früheren Filmen
wie Atlantic City, U.S.A. oder Pretty Baby dominiert nicht die musikalische
Dokumentarästhetik, sondern eine relativ konventionelle Filmmusikdramaturgie, die sich
in der Verwendung von mehreren Motiven niederschlägt, die allesamt aus dem Off
erklingen. Dadurch verleihen sie dem Film einen stark fiktionalen Charakter, da lediglich
17 von 42 Takes im On montiert werden. Die Themen, die Paul Chihara für den Film
verwendet, sind größtenteils typische Beispiele für plakative Spannungs- und
Emotionsdramaturgie, bleiben den Beweis einer gewissen Eigenständigkeit jedoch
weitgehend schuldig.
Auch die verschiedenen Popsongs, die montiert werden, scheinen austauschbar. Im
Gegensatz zur Vorgehensweise in Atlantic City, U.S.A. werden die einzelnen
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