Der Hauptteil der Musik wurde von Paul Chihara komponiert. Chihara, der seine Ausbildung u. a. bei Nadia Boulanger in Paris und Ernst Pepping in Berlin vervollständigte, hat sich neben seinen Orchester- und Kammermusikwerken auch durch zahlreiche Film- und Fernsehmusiken einen Namen gemacht. So steuerte er die Partituren für Filme wie The Morning After (USA 1986; Regie: Sidney Lumet) und Crossing Delancey (USA 1988; Regie: Joan Micklin Silver) bei.228
Neben der Filmmusik Chiharas werden Popstücke von Bill Summers & Summers Heat, Chuck Brown and the Soul Searchers und Michael McDonald verwendet. Letzterer singt den Titelsong We Got More Than We Need. Aufgrund des Fehlens eines Soundtrack-Tonträgers konnten zwei Stücke, die im Abspann verzeichnet sind, leider nicht zugeordnet werden, zumal es sich hierbei auch um unbekanntere Bands handelt. Im Folgenden sollen die wesentlichen Musik-Bild-Bezüge kurz aufgezeigt werden. Stilistisch lassen sich die insgesamt 42 Takes in folgende Kategorien einordnen: (1) Themen, die in der Dramaturgie leitmotivartig verwendet werden, (2) Spannungsmotive, (3) Blues-Nummern, (4) Pop-Songs, (5) zwei Ausschnitte aus der Nußknacker-Suite von Tschaikowski und (6) Hintergrundstakes wie die Alarmanlage oder die Barmusik.
Dramaturgische ThemenEs werden vier Themen verwendet, wobei die Bezeichnung Thema für das vierte nur bedingt zutrifft, da es nicht die Prägnanz der übrigen besitzt und nur einmal erklingt. Die Themen 2 und 3 dienen der Illustration der Liebesbeziehung von Dillard und Maria. Thema 2 erklingt beim ersten Aufeinandertreffen der beiden und wird erneut in den Szenen verwendet, in denen er sie abends durch das Fenster beobachtet bzw. sie seinen verletzten Fuß pflegt (Segment 24 und 53). Die Verwendung der Flöte als besonders sanftem Klang entspricht den gängigen Klischees. Thema 3, von Mundharmonika und Gitarre intoniert, steht für das sorglose Herumalbern und Necken der beiden Verliebten (vgl. t 17 und 19). Thema 1 scheint zunächst für Boardwalk und dessen ›Babyproblem‹ zu stehen; während er sein Kind in Segment 10 im verkauften Kinderwagen lässt, wird in Segment 17 deutlich, dass das Baby das eigentliche Hindernis für seine Zuhälterkarriere ist.
Im Zusammenhang mit den Takes 25, 26 und 40 zeigt sich die umfassendere Bedeutung des Themas: Es repräsentiert die Crackers-Bande als eine heterogene aber fest zusammenhaltende Gruppe gescheiterter Individualexistenzen, zu der letztendlich |