offen beeinflussenden Stil abzusehen, und
unterstreicht die trotz des Fantasiegenres vorhandenen realistischen Komponenten des
Films.
Crackers – eine ästhetische Ausnahme (1)
| »Heute gestehe ich mir offen ein, daß ich bei dem
Film furchtbar schlechte Arbeit geleistet habe.«222
Louis Malle in French (1998), S. 198
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| »Viel besser wäre es gewesen, ich hätte eine
16-mm-Kamera genommen und wäre irgendwohin
gefahren, um einen Dokumentarfilm zu machen. So
hätte ich mir meinen Seelenfrieden bewahrt.«223 |
Der Film Crackers genießt im Schaffen Louis Malles einen besonderen Status.
Gemeinsam mit Vie privée zählt er zu den beiden Werken, die der Regisseur als
»versehentliche«224
Filme bezeichnet. Weder die Grundidee noch das Drehbuch stammten vom Franzosen;
vielmehr entstand der Film aus einer Notlage heraus, da ein vorgesehenes Projekt
mit John Belushi an dessen Tod scheiterte und Malle in dieser Situation das
Angebot erhielt, ein Remake von Mario Monicellis 1958er Komödie I soliti ignoti
(dt. Titel: Diebe haben’s schwer) zu machen. Letztendlich verlor er jedoch die
Kontrolle über das Werk, zumal er nicht an die Arbeitsweise in Hollywood und
den damit verbundenen ständigen Zeitdruck gewöhnt war. Hinzu kam, dass
der Produzent, der Malle dieses Projekt vorgeschlagen hatte, mitten in den
Dreharbeiten zu einer anderen Firma überwechselte, während der neue von
der Filmidee keineswegs überzeugt war. Nachdem der Film bei einer ersten
Testvorführung durchfiel, wurde die Endmontage schließlich nicht von Malle und
Suzanne Baron durchgeführt, sondern von Cuttern, die von der Produktionsleitung
ausgewählt wurden. Laut Prédal stellt dieser Punkt eine empfindliche Änderung des
Filmkonzeptes und eine Schwächung der von Malle vorgesehenen Zeichnung des Milieus
dar.225
Vgl. Prédal (1989), S. 145: »[. . . ] l’œuvre est profondement modifiée et l’anecdote est
renforcée au détriment du climat qu’avait essayé de créer le cinéaste.« (»das Werk ist
stark verändert worden: die Stärkung der anekdotischen Seiten des Films ging zu Lasten des
Klimas, welches der Regisseur zu kreieren versuchte.«)
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Somit unterscheidet sich dieser Film von den meisten anderen im Schaffen Malles
dadurch, dass er nicht zur Kategorie ›Autorenfilm‹ zu zählen ist, sofern man diese
Kategorie auf Malle anwenden will. Es ist demnach auch fraglich, inwieweit der
Regisseur Einfluss auf die Auswahl der Musik hatte.
Crackers erzählt die Geschichte von fünf gescheiterten Existenzen, die im Mission
District von San Francisco einen großen Coup landen wollen: Sie planen, den Safe
des verhassten Pfandleihers Garvey zu knacken, als dieser für ein Wochenende zum
Geburtstag seiner
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