- 47 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Take 21 besteht aus einer (teilweise chromatischen) Folge von Tönen, deren grobe Richtung abwärts gerichtet und deren besonderes Merkmal eine fallende Quarte ist. Zunächst über Schlagzeilen montiert, die Jill als männersüchtige Nymphomanin darstellen und die plakativen Begriffe wie ›censored‹, ›sex symbol‹ oder ›parents complain‹ verwenden, erreicht diese Musik in Segment 37 ungeahnte Wirkung: Die ohnmächtige Jill wird von mehreren Polizeibeamten durch die Menge zu ihrem Wagen getragen. Dabei werden die Geräusche vollständig ausgeblendet, so dass eine sehr gespenstische Atmosphäre erzielt wird und die Klänge gewissermaßen einen Trauermarsch assoziieren. Die drei Etappen (Männer, Skandale, Zusammenbruch) werden somit durch die Musik zu einer syntaktischen Einheit zusammengefasst und erscheinen als logische Konsequenz.

Musik im On An zahlreichen Stellen wird die Musik durch die im Bild sichtbaren Vorgänge motiviert. So spielt Jill an mehreren Stellen simple Gitarrenakkorde, aus dem Radio ertönt Rock’n’Roll, und die Bühnenmusik des Kleist-Stückes (übrigens nicht die für das Stück »Käthchen von Heilbronn« komponierte Musik Hans Pfitzners) dient in den letzten, sich dramatisch zuspitzenden Szenen als musikalischer Hintergrund. Zwei Details sollen kurz angesprochen werden. In Take 39 wird Rock’n’Roll montiert, während die Sensationsreporter eine Party vor dem Haus von Jills Mutter feiern. Exakt dieselbe Musik ertönt in Take 46, an der Stelle, an der Alain und seine Freunde in Fabios Appartement verweilen und mit Jill pokern (leider wurde diese Musik aus unerklärlichen Gründen in der synchronisierten deutschen Fassung gänzlich ausgeblendet). Somit wird der vermeintliche Freund Alain durch die Musik als ebenso skrupellos wie seine Kollegen enttarnt. Letztlich ist er es, der durch das Blitzlicht Jills tödlichen Sturz provoziert.

Ein Selbstzitat montiert Malle in Segment 57. Wie schon im Erstling Ascenseur pour l’échafaud dient auch hier das Streichquartett op. 3, 5 von Joseph Haydn als Untermalung eines versuchten Selbstmordes. In beiden Fällen versuchen sich die Opfer mittels der Musik in eine für sie offensichtlich harmonische Stimmung zu versetzen, um in Frieden von der Welt zu scheiden, was jedoch in beiden Fällen misslingt. Auf die Rolle des Libera me aus Verdis Requiem wird im folgenden Fazit noch eingegangen.

  Fazit

In seinem vierten Film dementiert Louis Malle den Bardot-Mythos des in Armut aufgewachsenen Mädchen, das zum Kinostar und Skandalobjekt wird. Vielmehr stellt er das Mädchen Jill (bzw. Brigitte Bardot, die zu einem großen Teil sich selbst spielt) als naives, aus wohlhabendem Hause stammendes unschuldiges Mädchen dar, das in die Fänge der Kulturindustrie und PR-Agenten gerät. Malle schwebte folglich vor, das Phänomen ›Brigitte Bardot‹, die von Simone de Beauvoir als Pionier der Frauenbewegung dargestellt wurde, wenn schon nicht zu erklären, so doch wenigstens darzustellen.

Dennoch erinnert in Vie privée nur sehr wenig an einen (semi-)dokumentarischen Film. Wie schon in Les Amants besteht der Film aus völlig unterschiedlichen Tei-


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